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Aufführungen / Theater Gloria Theater Wien Wien, Prager Straße 9
Aufführungen / Performance Galerie Petra Seiser
Fr, 24.3.2023, 18:00 Uhr
Aufführungen / Figurentheater Märchenbühne Der Apfelbaum
Sa, 25.3.2023, 16:00 Uhr
Aufführungen / Figurentheater Märchenbühne Der Apfelbaum
So, 26.3.2023, 16:00 Uhr
Aufführungen / Theater DSCHUNGEL WIEN Theaterhaus für junges Publikum
Mi, 29.3.2023, 10:00 Uhr
Aufführungen / Theater DSCHUNGEL WIEN Theaterhaus für junges Publikum
Mi, 29.3.2023, 10:00 Uhr
Aufführungen / Theater DSCHUNGEL WIEN Theaterhaus für junges Publikum
Mi, 29.3.2023, 19:30 Uhr
Aufführungen / Theater DSCHUNGEL WIEN Theaterhaus für junges Publikum
Do, 30.3.2023, 10:00 Uhr
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Fr, 31.3.2023, 16:00 Uhr
Aufführungen / Figurentheater Märchenbühne Der Apfelbaum
Sa, 1.4.2023, 16:00 Uhr
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So, 2.4.2023, 16:00 Uhr
Aufführungen / Figurentheater Märchenbühne Der Apfelbaum
Sa, 15.4.2023, 16:00 Uhr
Aufführungen / Figurentheater Märchenbühne Der Apfelbaum
So, 16.4.2023, 16:00 Uhr
Aufführungen / Theater DSCHUNGEL WIEN Theaterhaus für junges Publikum
Mi, 19.4.2023, 10:30 Uhr
Aufführungen / Theater DSCHUNGEL WIEN Theaterhaus für junges Publikum
Do, 20.4.2023, 10:30 Uhr
Aufführungen / Theater DSCHUNGEL WIEN Theaterhaus für junges Publikum
Fr, 21.4.2023, 10:30 Uhr
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Fr, 21.4.2023, 16:00 Uhr
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Fr, 21.4.2023, 19:00 Uhr
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Sa, 22.4.2023, 16:00 Uhr
Aufführungen / Theater DSCHUNGEL WIEN Theaterhaus für junges Publikum
Sa, 22.4.2023, 18:30 Uhr
Aufführungen | Schauspiel

Das Kaffeehaus

Scala Wien

Carlo Goldonis Intrigenkomödie „La bottega del caffè" markierte 1750 den theatergeschichtlichen Übergang von der typenbasierten und improvisierten Commedia del Arte zur modernen Charakterkomödie. Bei uns wird sie im neuen Gewand als Film noir und trotzdem werkgetreu erzählt! In Ridolfos kleinem Kaffeehaus am Lido treffen wir auf eine bunte Gesellschaft schillernder Charaktere mit all ihren Schwächen, Träumen, Hoffnungen und Intrigen: Da sind der junge Geschäftsmann Eugenio, dem der vermeintliche „Graf“ Leandro in der Spielhölle nebenan mit Hilfe des zwielichtigen Casinobetreibers sein gesamtes Vermögen abknöpft; Eugenios vernachlässigte Ehefrau Vittoria, die ihr Leben wieder auf die Reihe bekommen will; die Tänzerin Lisaura, die gerüchteweise auch mit anderen Talenten ihr Geld verdient, und der Leandro die Ehe versprochen hat; eine verkleidete Fremde, die in dieser Sache allerdings auch noch ein Wörtchen mitzureden hat, sowie der Schnorrer Don Marzio, der all das genüsslich beobachtet und mit seiner intriganten Geschwätzigkeit die Probleme noch vergrößert. Der Cafetier Ridolfo hat als Schlichter und Vermittler in all dem Durcheinander alle Hände voll zu tun … Mit: Lisa-Marie Bachlechner, Samantha Steppan, Anna Zöch; Simon Brader, Gerhard Hradil, Hermann J. Kogler, Georg Kusztrich, Sebastian von Malfèr, Tony Matzl, Hans Steunzer, Markus Tavakoli Bühne: Marcus Ganser Kostüm: Anna Pollack
Aufführungen | Schauspiel

Österreichische Erstaufführung
ONE FLEA SPARE – NUR EINE LAUS
von NAOMI WALLACE

Scala Wien

London 1665: Draußen wütet die Pest, drinnen sitzen ein reicher Aristokrat und seine Frau in ihrem luxuriösen Stadthaus die Ausgangssperre aus, um danach aufs Land ziehen zu können. Da brechen mitten in der Nacht zwei Eindringlinge ein: Ein dubioser Matrose und ein minderjähriges Mädchen auf der Suche nach Nahrung und einem Platz zum Schlafen. Nun wird vom Pestwächter die Quarantäne für alle neu festgesetzt: Die beiden ungleichen Paare müssen nolens volens das Haus mehrere Wochen zwangsweise miteinander teilen. Zuerst halten sich alle an ihre gesellschaftlichen Rollen, doch mit der Zeit verschieben sich die Grenzen, und die Beziehungen von Herren und Knechten, von Frau und Mann, verändern sich radikal durch aufkommende Gewalt und Leidenschaften. Ein Stück voll überraschender Wendungen und sinistrem Humor. Auch wenn es bereits 1995 geschrieben und seither weltweit viel gespielt wurde, ist es fast, als wäre es eigens für unsere Gegenwart konzipiert worden. Die Autorin Naomi Wallace wurde als einzige Amerikanerin bisher mit diesem intensiven und spannenden „Closed Room Drama“ im historischen Setting ins stehende Repertoire der Comédie Française aufgenommen. Raum: Marcus Ganser Kostüme: Anna Pollack Es spielen: Fanny Altenburger, Christina Saginth, Hans-Jürgen Bertram, Robert Stuc, Bálint Walter
Aufführungen | Tanz

GOLDBERG-VARIATIONEN

Wiener Staatsoper

Premiere: 27.4.2023 Schlicht Clavier-Übung bestehend in einer Aria mit verschiedenen Veraenderungen betitelte Johann Sebastian Bach 1742 seine Goldberg-Variationen – und komponierte ein faszinierendes Kompendium aus Variationen, Kanons und Fugen. 1993 nahm der Schweizer Choreograph Heinz Spoerli die Herausforderung an, Bachs Opus Summum der Klavierliteratur mit dem Tanz zu begegnen – und schuf eines seiner Signatur-Werke: ein aus dem Musizieren mit dem Körper sich aufbauendes Tanzdrama über den Menschen, seine Freuden und Ängste, Einsamkeiten und Lüste, Bindungen und Brüche, die Jugend und das Alter. Goldberg-Variationen entfaltet ein 80-minütiges Panorama des Lebens, dem mit Tabula Rasa zur gleichnamigen Komposition von Arvo Pärt eine Choreographie Ohad Naharins – ebenfalls als Erstaufführung durch das Wiener Staatsballett – gegenübersteht. Die Werke des Israelis sind Liebeserklärungen an den Körper in Bewegungen voller Freiheit, Kraft, Erotik und Wildheit, aber auch Reinheit, Zartheit und Verletzlichkeit. Der Begriff »Tabula Rasa« beschreibt einer antiken philosophischen Vorstellung folgend den Menschen als ein zunächst »unbeschriebenes Blatt«. Auf einem solchen zeichnet Ohad Naharin seine Erforschungen von Ich und Körper als berührende kinetisch-meditative Erfahrungen. Ohad Naharin ist einer der faszinierendsten Akteure des zeitgenössischen Tanzes, ein Künstler, der die Extreme liebt. 1952 im israelischen Kibbuz Mizra geboren, verließ er im Alter von 24 Jahren seine Heimat und ging auf Einladung der Modern Dance-Ikone Martha Graham nach New York. Er tanzte in Maurice Béjarts Ballet du XXe Siècle und leitete von 1990 bis 2018 die in Tel Aviv ansässige Batsheva Dance Company, für die er mit Gaga eine eigene Bewegungstechnik entwickelte: eine »Wahrnehmungsschule der Sinne«, entstanden aus dem Bedürfnis, auf einer tieferen Ebene mit den Tänzerinnen und Tänzern kommunizieren zu können. Das Wiener Staatsballett zeigt mit Tabula Rasa ein frühes Werk des Choreographen, 1986 im Auftrag von Patricia Wilde für das Pittsburgh Ballet geschaffen. In einem Plattenladen hatte Ohad Naharin mit der legendären ECM-Aufnahme von Arvo Pärts Doppelkonzert für zwei Violinen, Streichorchester und präpariertes Klavier »eines der erstaunlichsten Musikstücke», die er »je gehört« hat, für sich entdeckt. In der Tat zählt das 1977 für Gidon Kremer komponierte Tabula rasa zu jenen Werken, mit denen sich Pärt nach einem mehrjährigen kompositorischen Schweigen auf Aufsehen erregende Weise aus einer tiefen Schaffens- und Sinnkrise zurückmeldete: Musik wie aus der Zeit gefallen, geboren aus der Kraft der Stille und dem intensiven Studium der Schule von Notre Dame, der klassischen Vokalpolyphonie und des Gregorianischen Chorals. Wie Pärts Musik ist auch Naharins Choreographie ein Werk höchster Konzentration und Reduktion auf das Wesentliche. Heinz Spoerli formte als Ballettdirektor das Basler Ballett, das Ballett der Deutschen Oper am Rhein sowie zuletzt das Zürcher Ballett zu führenden Compagnien Europas und schuf als Choreograph ein umfangreiches Œuvre. Seine Goldberg-Variationen entstanden 1993 für seine Düsseldorfer Compagnie. Das Wiener Staatsballett zeigt das Werk in einem eigens für Wien neu entworfenen Bühnen- und Kostümdesign. Vom Musikhören und nicht vom Musikstudieren, also von der eher emotionalen Rezeption statt wissenschaftlicher Analyse, ließ sich Heinz Spoerli in seinem Choreographieren zu Bachs Musik, die in ihren 30 Variationen über eine Aria einen so ausgeprägten Sinn für Struktur und eine geradezu mathematische Architektonik offenbart, inspirieren. Als Clavier-Übung 1742 komponiert und benannt nach Bachs Meisterschüler Johann Gottlieb Goldberg bietet die Komposition Spoerli den idealen Raum zur Entfaltung seiner »weiterentwickelten Neoklassik«: eine virtuose, von feiner Subtilität und Klarheit geprägte Tanzsprache, die nicht den Weg ins Abstrakte sucht, sondern auch ohne konkrete Geschichte etwas zu erzählen vermag. Horst Koegler bezeichnete die Goldberg-Variationen als eines der Werke aus Spoerlis »Bach-Ballettkathedrale«, die in einer Folge von poetischen choreographischen Bildern und Szenen den Menschen und das Leben beschreibt – eine Begegnung, einen Abschied, Vorfreude und Rückblick, Glücklichsein und Trauer. Für mich sind die Goldberg-Variationen wie das Leben, das an uns vorbeizieht«, beschreibt Heinz Spoerli sein Werk. »Es gibt Beziehungen, Verknüpfungen von Paaren, Trennungen, die wieder zu Neutralität führen. Wie im Leben, man lernt Menschen kennen, man distanziert sich wieder. [...] Vielleicht kann ich dieses Aneinandervorbei und Miteinander in diesem Stück ein bisschen erzählen. Ein choreographischer Bogen, der vom Anfang bis zu unserem Ende reicht, soll entstehen.« Für Pianisten gelten Bachs Goldberg-Variationen als eine der größten Herausforderungen, die ein Interpret antreten kann. Dem Wiener Staatsballett wird bei dieser William Youn zum musikalischen Partner. Der in Seoul geborene, in Boston aufgewachsene, bei Karl-Heinz Kämmerling in Hannover ausgebildete sowie an der Piano Academy Lake Como von Persönlichkeiten wie Dmitri Bashkirov, Andreas Staier, William Grant Nabore und Menahem Pressler geprägte Künstler zählt zu den angesehensten Pianisten seiner Generation. TABULA RASA Musikalische Leitung: Christoph Koncz Musik: Arvo Pärt Choreographie, Bühne & Licht: Ohad Naharin Kostüme: Eri Nakamura Einstudierung: Matan David Violinen: Yamen Saadi, Raimund Lissy Klavier: Anna Buchenhorst GOLDBERG-VARIATIONEN Musik: Johann Sebastian Bach Choreographie und Kostüme: Heinz Spoerli Bühne: Florian Etti Licht: Robert Eisenstein Einstudierung: Arman Grigoryan, Chris Jensen Klavier: William Youn
Aufführungen | Oper

Manon

Wiener Staatsoper

Mit der Uraufführung der »Manon« konnte Jules Massenet 1884 den wahrscheinlich größten Triumph seiner Komponisten-Laufbahn feiern – sowohl in Frankreich als auch außerhalb seines Heimatlandes. Was das Publikum von Anfang an beeindruckte, war die Vielgestaltigkeit der musikalischen Formen und Texturen: Blitzartig wird zwischen Massenszenen und kammerspielartigen Abschnitten gewechselt, jede noch so knappe Szene erhält ihre eigene, facettenreich ausgearbeitete Stimmung zwischen Genremalerei, Komödie und empfindsamer Tragödie. Zugleich verstärkt Massenet im Vergleich zur Romanvorlage das Geheimnisvolle der männerbetörenden, zwischen Liebe und Luxus dahintreibenden Kindfrau Manon. Andrei Serbans Inszenierung nimmt den Rhythmus der Partitur auf und lässt mit Hilfe von Projektionen üppige Bühnentotalen auf klar gezeichnete Detailaufnahmen folgen, wobei er den Bühnenraum gelegentlich auch durch den Einsatz von Spiegeln auf ungewohnt-raffinierte Weise erweitert. Musikalische Leitung: Bertrand de Billy Inszenierung: Andrei Serban Ausstattung: Peter Pabst
Aufführungen | Oper

Salome

Wiener Staatsoper

Anlässlich von Richard Strauss’ Salome ließ sich Siegfried Wagner, der Sohn des Komponisten Richard Wagner, wie folgt vernehmen: »Seit wann ist Kunst identisch mit Schmutz? [...] die Halbwelt bleibe doch gefälligst unter sich, und man wage es doch nicht, auf einen anständigen Tisch Gerichte zu bringen, die von Bakterien wimmeln, Gift allerschlimmster Art.« Er stand damit nicht allein: Gustav Mahler, der den Geniestreich der Partitur erkannte, scheiterte in seiner Bemühung, das Werk im Anschluss an die Dresdner Uraufführung 1905 an der von ihm geleiteten Wiener Hofoper zu inszenieren: »Die Darstellung von Vorgängen, die in das Gebiet der Sexualpathologie gehören, eignet sich nicht für unsere Hofbühne«, lautete der abschließende Befund des Zensors. Die aufsehenerregende österreichische Erstaufführung fand unter der musikalischen Leitung des Komponisten 1906 im Opernhaus Graz statt, die Wiener Erstaufführung erfolgte 1907 im Rahmen eines Gastspiels aus Breslau im heutigen Volkstheater, erst 1918 zog die Hofoper nach. Inszenierung: Cyril Teste Bühne: Valérie Grall Kostüme: Marie La Rocca Licht: Julien Boizard Video: Mehdi Toutain-Lopez
Aufführungen | Oper

Carmen

Wiener Staatsoper

Text Henri Meilhac & Ludovic Halévy nach Prosper Mérimée Opéra comique in vier Akten Es ist eine Geschichte voller Missverständnisse: Liebe wird verwechselt mit Begehren, eine Affäre mit einer exklusiven Beziehung, Zuneigung mit Besitzanspruch und Gewalt mit Leidenschaft. Doch den höchsten Preis in diesem Geflecht aus dysfunktionalen Verbindungen zahlt Carmen – eine Frau, die ihre Unabhängigkeit mehr liebt als alles andere, Männer eingeschlossen. Ihr Mörder ist der pflichtbewusste Soldat Don José, der bisher nur Augen für seine Mutter und die junge Micaëla hatte, mit der er gemeinsam aufgewachsen ist. Doch als er auf die von all seinen Kameraden begehrte Arbeiterin Carmen aufmerksam wird, ist es auch um ihn geschehen. Nach Carmens Festnahme aufgrund einer blutigen Handgreiflichkeit ermöglicht ihr José die Flucht und folgt ihr in die Illegalität, beide leben nun in einer Schmugglerbande. Doch im Zusammenleben setzt José Carmen mit seiner Eifersucht unter Druck und verliert ihre Zuneigung. Als er von einem Besuch bei seiner Mutter zurückkehrt, muss er feststellen, dass Carmen inzwischen den erfolgreichen Stierkämpfer Escamillo liebt. Obwohl Carmen um Josés Neigung zu unbeherrschter Gewalttätigkeit weiß, stellt sie sich der Konfrontation. Während Escamillo in der Arena einen Stier zur Strecke bringt, ersticht José auf dem Vorplatz seine ehemalige Freundin.nDass die Oper ausschließlich in den unteren Gesellschaftsschichten, bei Soldaten, Schmugglern, spanischen Roma und Fabrikarbeiterinnen spielt, empfand das Pariser Publikum bei der Uraufführung 1875 als schockierend. Auch dass der sterbenden Titelheldin eine Abschiedsarie verweigert wird, empfand man als Ausdruck von Härte und Gewaltsamkeit. Erst mit der Wiener Aufführungsserie begann noch im gleichen Jahr der Siegeszug der »Carmen«. Zwei musikalische Motive prägen die Oper: Der selbstbewusste Refrain des berühmten »Toréador«-Liedes und ein geheimnisvolles, düsteres Motiv, das mit Carmens vorzeitigem und gewaltsamen Tod, der von ihr als schicksalhaft empfundenen wird, in Verbindung steht. Als im Finale in der Stierkampfarena der siegreiche Torero bejubelt wird, während die erstochene Carmen vor ihren Toren zusammenbricht, treffen die beiden Melodien zusammen. Die literarische Vorlage der Oper – eine gleichnamige Novelle von Prosper Mérimée – zeigt Carmen als eine moralisch verkommene Person, die Männer skrupellos für ihre Zwecke ausnutzt oder gar in tödliche Fallen lockt. Georges Bizet und seine Librettisten verwandelten ihre Hauptfigur hingegen in eine faszinierende Frau, die für Männer gerade deshalb so attraktiv ist, weil sie sich tradierten Vorstellungen verweigert. Nicht mit ihrem Aussehen, sondern mit ihrer Stimme macht sie Don José auf sich aufmerksam, indem sie eine Habanera, ein Tanzlied afroamerikanischen Ursprungs, singt: »L’amour est un oiseau rebelle« (»Die Liebe ist ein rebellischer Vogel«). Carmens schillernde und unangepasste Persönlichkeit spiegelt sich in ihrer ebenso kraftvollen wie zarten Gesangspartie. Erstmals wird die weltweit als Carmen gefeierte Anita Rachvelishvili diese Rolle an der Wiener Staatsoper verkörpern, in den Aufführungen im Mai und Juni folgt ihr Michèle Losier. Die Figur der Micaëla gibt es in der literarischen Vorlage nicht, sie wurde von Bizet und seinen Librettisten als Gegenfigur zu Carmen hinzuerfunden. Die Musik zeichnet sie als sanft statt aufbrausend, als nachgiebig und vertraut statt fordernd und fremd: Ihre Liebe und die Liebe von Josés Mutter, als deren Botin sie fungiert, sind kaum voneinander zu trennen. Doch auch Micaëla hat eine andere, mutige und starke Seite, die sich spätestens zeigt, als sie ihre Angst überwindet und Don José auf seinen Abwegen folgt, um ihn von der Schmugglerbande zu trennen und zurück nach Hause zu holen. Ob sie die Wahrheit sagt, wenn sie Don José mit der Behauptung, seine Mutter liege im Sterben, zum Mitkommen überredet, bleibt offen. Im Februar ist Olga Kulchynska in dieser Partie erstmals an der Wiener Staatsoper zu hören, im Mai debütiert Vera-Lotte Boecker aus unserem Ensemble. In Wien zuhause, aber erstmals an der Staatsoper zu Gast ist der Dirigent Andrés Orozco-Estrada.nNachdem Calixto Bieito als Schauspielregisseur Berühmtheit erlangt hatte, war »Carmen« 1999 seine erste große Opernregiearbeit. Seither hat er diese legendäre Inszenierung mehrfach überarbeitet und verfeinert. Für ihn ist Carmen weder die Männerphantasie einer Femme fatale noch Emanzipations-Symbol, sondern eine individuelle Persönlichkeit. Bieito zeigt die Welt der Soldaten, Arbeiterinnen und Ganoven in einem spanischen Grenzgebiet frei von »Zigeuner«-Kitsch und Klischeebildern; der Flamenco wird unter Carmens Freundinnen nur noch ironisch zitiert. Der Stierkampf aber ist ebenso lebendige Tradition wie Symbol für den Kampf zwischen zwei Menschen – oder verhält es sich umgekehrt? Ganz nebenbei ist diese Inszenierung auch eine Liebeserklärung des Regisseurs an die Menschen seines Heimatlandes. Musikalische Leitung: Yves Abel Inszenierung: Calixto Bieito Szenische Einstudierung: Joan Anton Rechi Bühne: Alfons Flores Kostüme: Mercè Paloma Licht: Alberto Rodriguez Vega
Aufführungen | Ballett

La Fille mal gardée

Wiener Staatsoper

Lise liebt Colas, doch ihre Mutter hat einen anderen für sie erwählt: Alain, den einfältigen Sohn eines reichen Weinbauern. Das junge Pärchen muss sich deshalb einiges einfallen lassen, um zusammenzukommen. Frederick Ashton schuf 1960 mit seinem Ballett über das »schlecht behütete Mädchen« eine hinreißende Komödie, die Zuschauer jeden Alters zum Lachen und Staunen bringt. Tänzerisch brillant entfaltet er seine lebensprallen Figuren in feinen Soli und Duetten, folkloristisch gefärbten Ensembleszenen und humorvollen Pantomimen. Kunstvolle Spiele mit bunten Bändern zählen ebenso zu den Höhepunkten wie ein Holzschuhtanz oder ein äußerst witziger Auftritt von Hennen und Hahn. Die Geschichte beruht auf einer Ballettpantomime von Jean Dauberval, die zur Musik von Franz Ignaz Beck am 1. Juli 1789 im Grand Théâtre de Bordeaux unter dem Titel Le Ballet de la paille, ou il n’est qu’un pas du mal au bien uraufgeführt wurde. Da das Publikum kurz vor Ausbruch der Französischen Revolution in der aufmüpfigen Lise eine willkommene Identifikationsfigur finden konnte, verbreitete sich das Stück rasant in immer wieder neuen choreographischen und musikalischen Fassungen über die Bühnen der Welt und begründete bald auch in Wien seine lange Aufführungstradition: Bereits 1794 kam es zur Erstaufführung im k. & k. Hoftheater in einer Choreographie des Italieners Salvatore Viganò. Frederick Ashtons Fassung steht seit 1986 am Spielplan des Wiener Staatsballetts. Die Musik, die Ferdinand Hérold 1828 für eine Pariser Neufassung durch den Dauberval-Schüler Jean-Pierre Aumer komponiert hatte, ließ Ashton von John Lanchbery neu arrangieren. Neben einigen neu komponierten Szenen fand auch der berühmte Fanny-Elßler-Pas de deux der beiden Protagonisten zu Musik aus Gaetano Donizettis Oper L’elisir d’amore wieder Eingang in die Partitur, der für das Pariser Lise-Debüt der berühmten Wiener Tänzerin Fanny Elßler in das Stück eingelegt worden war. Musikalische Leitung: Guillermo García Calvo Komponist: Ferdinand Hérold Musikalische Einrichtung: John Lanchbery Choreographie: Frederick Ashton Bühne und Kostüme: Osbert Lancaster Supervisor Produktion und Licht: Jean-Pierre Gasquet Einstudierung: Jean Christophe Lesage 1 Pause
Aufführungen | Oper

Tosca

Wiener Staatsoper

Text Giuseppe Giacosa & Luigi Illica Melodramma in drei Akten Die Attraktivität von Margarethe Wallmanns »Tosca«-Inszenierung ist seit 1958 ungebrochen. Einen zusätzlichen symbolischen Reiz erhält die Produktion durch die beeindruckende Anzahl namhafter Künstlerpersönlichkeiten, die in genau dieser Regie, in genau diesen Dekorationen und in genau diesen Kostümen in erinnerungswürdigen Vorstellungen vor das Wiener Publikum getreten sind. Die Galerie an herausragenden Interpre­tinnen und Interpreten wird nun in allen drei Aufführungsserien dieser Spielzeit fortgesetzt. Musikalische Leitung: Marco Armiliato Inszenierung: Margarethe Wallmann Bühne und Kostüme: Nicola Benois
Aufführungen | Oper

Le Nozze di Figaro

Wiener Staatsoper

Text Lorenzo da Ponte nach Pierre Augustin Caron de Beaumarchais Comedia per musica in vier Akten Es war wohl ein Wagnis, das Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo Da Ponte gleich bei ihrer ersten Zusammenarbeit eingingen, auf jeden Fall aber eine im Wien des späteren 18. Jahrhunderts vollkommen unübliche Vorgehensweise: Ein neues Opernprojekt zu beginnen, ohne dafür zuvor beauftragt worden zu sein, ohne gesicherte Aussicht auf eine Aufführung oder gar Entlohnung. Im Falle Mozarts kam erschwerend hinzu, dass er an den maßgeblichen Stellen — nicht zuletzt am Kaiserhof — zwar als Instrumentalkomponist einen ausgezeichneten Ruf besaß, auf dem Gebiet des Theaters jedoch als wenig erfahren galt. Obendrein stellte die vom Komponisten gewählte Vorlage, Beaumarchais’ Komödie Le Mariage de Figaro, eine Realisation der geplanten Oper auf einer öffentlichen Bühne zusätzlich infrage — hatte doch Joseph II. die Aufführung des mit revolutionärem Zündstoff aufgeladenen Schauspiels kurz zuvor mit der Begründung untersagt, dass »das Stück viel Anstößiges« enthalte. Mit viel diplomatischem Geschick und dem Hinweis, keine reine Übersetzung des französischen Originals, sondern eine von allen bedenklichen Inhalten gereinigte Neufassung des Stoffes geschaffen zu haben, gelang es Da Ponte jedoch, die Bedenken des Kaisers auszuräumen, ihn sogar vom Vorhaben zu überzeugen und schließlich dazu zu bringen, die Uraufführung von Le nozze di Figaro am 1. Mai 1786 im Hofburgtheater persönlich anzuordnen. Inszenierung: Barrie Kosky Bühne: Rufus Didwiszus Kostüme: Victoria Behr Licht: Franck Evin Bühnenbildassistenz: Jan Freese 1 Pause
Aufführungen | Schauspiel

Maria Stuart

Burgtheater

Die letzten fünfzehn Jahre im Leben von Friedrich Schiller waren geprägt von Extremen: Einerseits zeichneten sie sich durch eine enorme Schaffenskraft aus, andererseits quälten den Dichter Krankheiten, die ihn immer wieder vom Arbeiten abhielten und von denen die gnadenloseste, die Tuberkulose, schließlich 1805 zum Tode führte. Über ein Jahrzehnt, von 1787 bis 1798, hatte er vom Stückeschreiben weitestgehend pausiert, bevor er innerhalb von nur fünf Jahren in einem großen Lebens-Endspurt sein Spätwerk verfasste: WALLENSTEIN, MARIA STUART, DIE JUNGFRAU VON ORLEANS, DIE BRAUT VON MESSINA und WILHELM TELL. Das Jahrzehnt davor, ohne dramatisches Schaffen, arbeitete er, wenn die Gesundheit es zuließ, an seinen bekanntesten philosophischen Schriften zur Kunst und zum Theater. Was er dort schrieb, klingt mitunter erstaunlich: „In Über das Erhabene“ greift Schiller auf eine medizinische Metapher zurück, um die Relevanz des Theaters für die Menschen und die Gesellschaft zu verdeutlichen: „Das Pathetische ist eine Inokulation (= Einimpfung) des unvermeidlichen Schicksals, wodurch es seiner Bösartigkeit beraubt wird.“ Übersetzt für heutige Leser*innen: Das Mitfiebern im Theater ist für das Publikum eine Impfung gegen die katastrophischen Wechselfälle im echten Leben. Schiller, der studierte Arzt, hat das wörtlich gemeint: Für ihn war das Theater eine große Impfstation, die man nur häufig genug besuchen musste, um gegen die Katastrophen des Schicksals und das Leiden am Leiden gewappnet zu sein. Nach der längsten Schließung in seiner Geschichte eröffnet das Burgtheater im September 2021 seine Pforten wieder für den regelmäßigen theatralen Impfbetrieb – mit dem vermutlich berühmtesten Königinnen-Drama der Welt, mit Schillers MARIA STUART. Die titelgebende, schottische Königin hat Ansprüche auf den Thron von England formuliert, auf dem Elisabeth sitzt. Nach zwei Jahrzehnten in englischer Haft und einem verlorenen Prozess, in dem sie wegen Hochverrats zum Tode verurteilt wurde, sieht sich Maria in auswegloser Lage. Könnte einer der zahlreichen Anläufe von katholischer Seite zu ihrer Befreiung gelingen? Wird man sich tatsächlich trauen, ein gekröntes Haupt unter das Fallbeil zu legen? Und auf ihre zögernde Gegenspielerin, die Anglikanerin Elisabeth, erhöht sich der Druck durch ihren Beraterstab, das Todesurteil endlich zu unterschreiben. MARIA STUART ist ein Politthriller, eine historische Überhöhung, eine leidenschaftlich geführte Auseinandersetzung mit jenen Fragen, die Schiller sein Lebtag umtrieben: Was ist Freiheit? Wie funktioniert Politik? Und wie kann das Theater immunisieren gegen den tödlichen Virus der Macht? Inszenierung: Martin Kušej Bühne: Annette Murschetz Kostüme: Heide Kastler Musik: Bert Wrede Choreographische Arbeit: Daniela Mühlbauer Licht: Friedrich Rom Dramaturgie: Alexander Kerlin Dauer und Pausen: 2 Stunden 45 Minuten - keine Pause
Aufführungen | Schauspiel

Drei Winter

Burgtheater

Premiere: 22.4.2023 Zagreb, 1945. Titos kommunistische Partisanen haben den Kampf gegen die Faschisten gewonnen. Rose zieht mit ihrer Mutter, ihrem Ehemann und ihrem Baby Mascha in ein Haus, das verstaatlicht und aufgeteilt wurde. Zu ihrem Erstaunen ist das Haus nicht unbewohnt: Sie treffen auf eine Daheimgebliebene 1990. Die erwachsene Mascha wohnt mit ihrer Schwester Dunja, ihrem Ehemann Vlado und den beiden Töchtern Alisa und Lucija immer noch im selben Haus. Draußen werden in Kroatien und Slowenien die ersten demokratischen Wahlen abgehalten und die Bevölkerung begehrt gegen das kommunistische Regime Jugoslawiens auf. 2011. Das Haus ist jetzt Schauplatz eines Familiendiners. Vlado hält angetrunken Reden. Alisa wohnt und arbeitet in London, Lucija wird morgen einen Unternehmer heiraten, und Kroatien führt Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union. In Drei Winter erzählt die Autorin Tena Štivičić ein Familienepos durch das Brennglas dreier historischer Momente in der Geschichte Kroatiens. Jede private Handlung ist politisch – und Politik beeinflusst die persönlichen Entscheidungen und Schicksale. Wie keine andere Autorin verknüpft Štivičić private und gesellschaftliche Dramaturgien und legt Zeugnis ab von einer verwundeten Welt. Regie: Martin Kušej Bühne: Annette Murschetz Kostüme: Heide Kastler Musik: Bert Wrede Licht: Reinhard Traub Dramaturgie: Jeroen Versteele
Aufführungen | Schauspiel

Geschichten aus dem Wiener Wald

Burgtheater

Die Mitte bricht weg. Die Sicherheiten, die Aufstiegsversprechen, das Selbstbewusstsein, die Ambitionen in der „Mitte der Gesellschaft“ schwinden, die Radikalisierungen nehmen zu. „Abstiegsgesellschaft“ ist das Signum der Zeit. Anfang der dreißiger Jahre in Wien soll Marianne, die Tochter des Zauberkönigs, der sein Scherzartikelgeschäft nur mit Mühe noch halten kann, mit dem Fleischhauer Oskar verheiratet werden, dem es noch vergleichsweise gut geht. Sie entflieht der Fusion und verliebt sich in Alfred, den Spekulanten, der bisher das Geld der Trafikantin Valerie auf den Rennplätzen Europas für sich „arbeiten“ ließ. Zum Vater des gemeinsamen Kindes taugt er nicht und so versucht Marianne, als Nackttänzerin in einem Varieté ökonomische Selbstständigkeit zu erringen. Aber es gibt in dieser Welt den Ort nicht, an dem sie mit ihrem unehelichen Kind ein Auskommen finden könnte. Und so erscheint der Mord an dem Säugling als ein kollektiver Akt, der die kleine Gesellschaft der „stillen Straße im achten Bezirk“ vor der Zukunft abschließen und bewahren soll. Es ist das sinnlose Opfer einer Gesellschaft, die ihrer Auflösung am Übergang zum Faschismus nichts entgegenzusetzen hat. Regie: Johan Simons Bühne: Johannes Schütz Kostüme: Greta Goiris Musik: Mieko Suzuki Licht: Friedrich Rom Dramaturgie: Sebastian Huber, Koen Tachelet Dauer und Pausen: 3 Stunden - 1 Pause
Aufführungen | Schauspiel

Die gefesselte Phantasie

Burgtheater

Premiere: 29.3.2023 Man stelle sich eine Blumeninsel vor, wunderschön und friedlich, auf der alle Bewohner Dichter und Dichterinnen sind. Zu schön, um wahr zu sein, und so ist es auch in Raimunds Zauberspiel DIE GEFESSELTE PHANTASIE, das 1828 im Theater in der Leopoldstadt uraufgeführt wurde. Zwei böse Zauberschwestern kommen nämlich, um den schönen Frieden zu stören. Um die beiden zu vertreiben, müsste die Königin der Insel einem Orakel zufolge einen Partner heiraten, der ihrer würdig ist. Die Königin wiederum hat einen eigenen Willen und außerdem geschworen, nur einen Dichter zu ehelichen. Als sie versucht, den Konflikt mit den bösen Zauberschwestern gütlich zu lösen, verwüsten diese die Insel und alle Höflinge fliehen feige. Die Königin verkündet darauf, sie werde den heiraten, der ihr das schönste Gedicht schreibe, worauf die Zauberschwestern die Phantasie gefangen nehmen, damit niemand mehr ein Gedicht zustande bringe. Von da an nimmt das grotesk-phantastische Zauberspiel seinen irren Lauf. Herbert Fritsch, der Spezialist für Komödien und eigene – nicht dramenbasierte – meist urkomische und phantasievolle Bühnenstücke, wird die Phantasie entfesseln. Am Burgtheater waren in den letzten Jahren u. a. DER EINGEBILDETE KRANKE und DIE KOMÖDIE DER IRRUNGEN zu sehen. Nun wagt sich der Theaterkünstler Fritsch erstmals an ein Zauberspiel von Raimund. Dieser hat bei der Uraufführung selbst mitgespielt: den Harfenisten Nachtigall. Nicht auszuschließen wäre dies auch bei Fritsch. Regie & Bühne: Herbert Fritsch Kostüme: Geraldine Arnold Musik: Ingo Günther Licht: Friedrich Rom Dramaturgie: Sabrina Zwach
Aufführungen | Schauspiel

Faust

Burgtheater

Leiber, alle Worte. Mehr, immer mehr. Mehr Geld, mehr Sex. Mehr Schmerz, mehr Lust, mehr Vergessen. Stillstand ist der Tod. Das sind wir. Und Faust ist einer von uns. Nachdem Generationen von Leserinnen und Lesern in ihm den tatkräftigen Titan lobten, der die Fesseln von Glauben, Tradition und Natur abstreift und mit seinem Schicksal zugleich die Welt in die Hand nimmt, erkennen wir heute, dass Faust sich verirrt hat – und wir uns mit ihm. In seinem pathogenen Hunger nach dem ultimativen Kick, seiner Sucht nach pausenloser Bewegung der Zeit und seiner Negation jeglicher Grenzen steht Faust paradigmatisch für die Hybris des Menschen, der sich im selbst entfesselten Ereignissturm zu verlieren droht. Der Pakt mit Mephisto ist Ausgangspunkt für die Flucht in die Zukunft, das Versprechen lautet Unsterblichkeit. Faust reist, nach Katastrophen dürstend und sie mit Heilsversprechen verwechselnd, zu den Endpunkten der Zivilisation, wo die Luft nach Blut schmeckt und das Auge friert. Das einzige Wesen, das ihn retten könnte, wird er zerstören. Und der Himmel bleibt stumm. Die Inszenierung FAUST ist eine Übernahme vom Residenztheater München. Regie: Martin Kušej Bühne: Aleksandar Denić Kostüme: Heidi Hackl Musik: Bert Wrede Licht: Tobias Löffler Dramaturgie: Angela Obst Dramaturgische Mitarbeit: Albert Ostermaier Dauer und Pausen: 3 Stunden - 1 Pause
Aufführungen | Schauspiel

Kasimir und Karoline

Burgtheater

Premiere: 24.3.2023 „Und die Liebe höret nimmer auf“ lautet das Motto zu Horváths „Ballade“ vom Münchner Oktoberfest Anfang der dreißiger Jahre. Allerdings endet die Liebe zwischen Kasimir, der an diesem Tag seine Kündigung als Chauffeur erhalten hat, und Karoline, die von ihren höheren Ambitionen nicht lassen mag, bereits in der dritten von einhundertsiebzehn Szenen mit den Worten: „Habe mich gerne!“ Und so bewahrheitet sich der im ersten Moment einfach nur boshaft klingende Satz von der Liebe, die nicht aufhört, im Verlaufe des Stücks fortwährend. Dass die Liebe in diesem Stück vor allem als Vehikel sozialen Auf- und Abstiegs betrachtet und eingesetzt wird, macht sie in einem gewissen Sinne nur noch dauerhafter. Aber nicht beständiger, denn jede neue Mitfahrgelegenheit in ein (noch) besseres Leben muss sofort genutzt werden und zum Zurückblicken bleibt keine Zeit: „Was tot ist, ist tot und es gibt keine Gespenster, besonders zwischen den Geschlechtern nicht.“ Karoline, die es vom geschassten Chauffeur für einen Moment bis zum Kommerzienrat bringt und schließlich beim Zuschneider aus der Kinderabteilung landet, versucht mit Kalkül, was mit Gefühl offensichtlich nicht zu erreichen ist: „Menschen ohne Gefühl haben es viel leichter im Leben.“ Die Kälte, die Horváths Figuren in diesem Stück von 1932 an den Tag legen, werden sie noch brauchen. Regie: Mateja Koležnik Bühne: Raimund Orfeo Voigt Bühnenbild-Mitarbeit: Thilo Ullrich Kostüme: Ana Savić-Gecan Licht: Michael Hofer Sounddesign: Christoph Mateka Komposition: Michael Gumpinger Choreografie: Magdalena Reiter Dramaturgie: Sebastian Huber
Aufführungen | Schauspiel

Wie es euch gefällt

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aus dem Englischen von JÜRGEN GOSCH und ANGELA SCHANELEC Rosalinde, Tochter des alten Herzogs, verkleidet sich als Mann, um ihren in die Wälder von Arden verbannten Vater aufzusuchen und der Gewalt seines Bruders, des machtgierigen Autokraten Frederick, zu entgehen. Oder will sie dort vielmehr den ebenfalls verbannten und in Beziehungsfragen wenig erfahrenen Orlando zu einem Liebesspiel verführen? In der Rolle ihres Alter Egos „Ganymed“ gibt sie vor, Orlando zu lehren, wie er seine Verliebtheit in sie selbst, Rosalinde, überwinden könne.  Mit WIE ES EUCH GEFÄLLT (1599) dichtete William Shakespeare die vielleicht entzückendste Beziehungskomödie aller Zeiten, mit einer immer noch ungewöhnlich vielschichtigen und faszinierenden Protagonistin als Dreh- und Angelpunkt. Das Stück scheint Billy Wilder, Woody Allen und Serien wie „Sex Education“ inspiriert zu haben. Sein Thema ist der Traum von der großen Liebe, die durch Zweifel, Unreife, Missverständnisse und gesellschaftliche Konventionen unerreichbar erscheint, aber im richtigen Moment zum Greifen nah ist. Ein sinnlicher Klassiker geprägt von farbenfrohen Figuren, aphrodisierender Sprache und überraschenden erotischen Funken. WIE ES EUCH GEFÄLLT spielt mit Fragen von Autorität und Anarchie, Subversion und Rollenspiel, Therapie und Selbst(er)findung – all das in einer Fantasiewelt der unerwarteten Wendung und der steten Verwandlung, in der alle aufgefordert sind, sich selbst und ihre Gegenüber immer neu zu betrachten. Regie: Tina Lanik Bühne: Stefan Hageneier Kostüme: Aino Laberenz Musik: Oskar Haag Licht: Michael Hofer Dramaturgie: Jeroen Versteele 2 Stunden 45 Minuten - 1 Pause
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Cyrano de Bergerac

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Cyrano ist im Regiment der größte Wortkünstler. Seine Reime und improvisierten Wortspiele sind von solcher Kraft und Schönheit, dass ihm niemand das Wasser reichen kann – weder auf der Bühne noch im Alltag. Furchtlos legt er sich mit den mächtigsten Typen von Paris an, und die ganze Kunstszene der Stadt liegt ihm zu Füßen. Allerdings hat Cyrano ein Problem: Seine Nase ist von solch stattlicher Größe, dass er sich nicht traut, der smarten Roxane seine Liebe zu gestehen. Der neue Rekrut Christian dagegen ist äußerlich perfekt, jedoch in der Dichtkunst eher durchschnittlich. Roxane verliebt sich trotzdem leidenschaftlich in Christian und fordert von ihm schriftliche Liebesbeweise. In seiner Not lässt sich Christian von Cyrano helfen, der von nun an in Christians Namen Liebesbriefe an Roxane verfasst. Der britische Dramatiker Martin Crimp hat eine Neufassung von CYRANO DE BERGERAC geschrieben, und seine Nachdichtung von Edmond Rostands berühmtem Versdrama aus dem späten 19. Jahrhundert ist sprachlich spektakulär und um zahlreiche Einflüsse aus Spoken Word, Hip-Hop und zeitgenössischem Diskurs erweitert: durchgängig gereimt, scharfzüngig und voller Humor. Regie: Lily Sykes Bühne: Márton Ágh Kostüme: Lene Schwind Musik: Wouter Rentema, Jan Schoewer Licht: Michael Hofer Choreographie: Laura Witzleben Dramaturgie: Alexander Kerlin Dauer und Pausen: 3 Stunden - 1 Pause
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Der Zauberberg

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Nur auf drei Wochen ist der Besuch Hans Castorps bei seinem lungenkranken Vetter in einem Davoser Sanatorium zunächst veranschlagt. Sehr bald jedoch lernt er die Enthobenheit und die eigentümliche Zeitlosigkeit in der dünnen Luft zu schätzen: „Die Zeitformen verschwimmen, rinnen ineinander, und was sich als wahre Form des Seins enthüllt, ist eine ausdehnungslose Gegenwart, in der man dir ewig die Suppe bringt.“  Sieben Jahre später reißt ihn der Donnerschlag des Ersten Weltkriegs aus der „Verzauberung“ dieses luxuriösen Refugiums für ein unzeitgemäß gewordenes europäisches Bürgertum und seiner Suche nach Lebenssteigerung in einer „Atmosphäre von Tod und Amüsement“. Eben hatte er noch mit zwei Armeniern, zwei Finnen, einem usbekischen Juden und einem Kurden am „schlechten Russentisch“ gespeist, schon taumelt er in die Schützengräben Europas. Das Buch dieser sieben Vorkriegsjahre, das sich wie sein Protagonist von den Zeitläuften im „Flachland“ scheinbar weit entfernt hält, ist nicht zuletzt die Beschreibung der „großen Gereiztheit“, die diesem europäischen und globalen Flächenbrand vorangeht.  In konzentrierter Besetzung bringt Bastian Kraft nach Klaus Manns MEPHISTO nun ein Hauptwerk des Vaters Thomas auf die Bühne des Burgtheaters. Regie: Bastian Kraft Bühne: Peter Baur Kostüme: Jelena Miletic Musik: Björn SC Deigner Video: Sophie Lux Licht: Michale Hofer Dramaturgie: Sebastian Huber
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Die Wand

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„Durch die Wand wurde ich gezwungen, ein ganz neues Leben zu beginnen, aber was mich wirklich berührt, ist immer noch das gleiche wie früher: Geburt, Tod, die Jahreszeiten, Wachstum und Verfall. Die Wand ist so sehr Teil meines Lebens geworden, dass ich oft tagelang nicht an sie denke, sie geht mich in Wahrheit nichts an.“ Eine Frau wacht eines Morgens in einer Jagdhütte auf und findet sich eingeschlossen von einer unsichtbaren Wand, hinter der kein Leben mehr existiert. Was ihr bleibt sind ein Hund, eine Katze, eine Kuh, die Berge, eine Alm. Marlen Haushofers Roman ermöglicht viele Deutungsmöglichkeiten. Die Wand als Symbol für Barrieren, die uns von den Mitmenschen trennen; Krankheit, Depression, Ausgrenzung, Einsamkeit. Die Bedrohung und zugleich die Sehnsucht, gezwungen zu werden, ohne andere Menschen zu leben. Dorothee Hartinger spielt in szenischer Einrichtung von Christian Nickel diesen österreichischen Jahrhundertroman auf der Feststiege des Burgtheaters, die mit ihrer wuchtigen Unwirtlichkeit einem Naturereignis gleichkommt. Szenische Einrichtung: Christian Nickel Licht: Marcus Loran mit Dorothee Hartinger 1 Stunde 15 Minuten - keine Pause
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Die Ärztin

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„Jede Person ist eine ganze Stadt voller Menschen. In uns wohnen tausend verschiedene Versionen unserer selbst, und – sie können nicht alle gleich wichtig sein. Wir entscheiden, welche uns bestimmen. Sie haben die Medizin. Ich habe Gott. Eine Sache – eine einzige Sache – ist uns das Höchste.“ Der englische Regisseur und Autor Robert Icke ist bekannt für seine aufsehenerregenden Überschreibungen und Inszenierungen klassischer Texte. In seinen Bearbeitungen sucht er nach den radikalen Impulsen des Originals im Kontext seiner Zeit, um sie für ein heutiges Publikum erlebbar zu machen. Das 1912 in Berlin uraufgeführte Stück PROFESSOR BERNHARDI von Arthur Schnitzler seziert den in Österreich herrschenden Antisemitismus am Beispiel eines jüdischen Arztes, der Opfer einer Hetzkampagne wird, nachdem er einem katholischen Priester die Verabreichung der Sterbesakramente an eine im Sterben liegende Frau verweigert. Robert Icke stellt Dr. Ruth Wolff ins Zentrum seiner Bearbeitung, eine säkulare Jüdin, die eine prestigeträchtige, auf Alzheimer spezialisierte Klinik leitet. Sie verweigert einem Priester den Zutritt zu einem sterbenden Mädchen und wird daraufhin Ziel einer medialen Jagd, die ihre berufliche Zukunft und den Ruf ihres Instituts gefährdet. Die komplexen Zusammenhänge und Fragestellungen von medizinischer Ethik, ökonomischem Druck, Identitätspolitik und toxischen Öffentlichkeitsdiskursen entfalten sich. Ebenso differenziert ist der Blick auf Dr. Ruth Wolffs Charakter, die Arbeitswelt, in der sie sich bewegt, und ihre Beziehungen. Regie: Robert Icke Bühne & Kostüme: Hildegard Bechtler Mitarbeit Kostüm: Maria-Lena Poindl Sounddesign: Tom Gibbons Lichtdesign: Natasha Chivers Licht: Hector Murray Ton: Johnny Edwards Dramaturgie: Anika Steinhoff Dauer und Pausen: 2 Stunden 30 Minuten - 1 Pause

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