Als eines der international bedeutendsten Opernhäuser blickt die Wiener Staatsoper sowohl auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurück als auch auf eine vielseitige Gegenwart: Jede Spielzeit stehen in rund 350 Vorstellungen mehr als 60 verschiedene Opern- und Ballettwerke auf dem Spielplan. Allabendlich sind neben den fest engagierten Ensemblemitgliedern internationale Stars auf der Bühne und am Dirigentenpult zu erleben, im Graben begleitet von einem einzigartigen Orchester: dem Staatsopernorchester, dessen Musiker in Personalunion den Klangkörper der Wiener Philharmoniker bilden.
Staatsoperndirektor Dominique Meyer öffnete das Haus 2013 auch virtuell mit einem innovativen Projekt: Wiener Staatsoper live at home ermöglicht Opern- und Ballettfreunden auf der ganzen Welt, die Vorstellungen in der Wiener Staatsoper auf digitalen Geräten zu verfolgen.
Drei unterschiedliche Handlungen, die zusammen ein Programm ergeben: So einfach sich die Idee beschreiben lässt, die Il trittico zugrundeliegt, so komplex ist der dahinterstehende Gedanke. Denn Giacomo Puccini, der die Idee eines Triptychons aus drei Einaktern um 1900 zu entwickeln begonnen hatte, wollte diese drei kurzen Opern durch eine komplexe Dramaturgie verbunden wissen. Nicht die vordergründigen Handlungen, sondern die in diesen vorherrschenden emotionalen Grundfarben sollten dabei den Ausschlag geben: eine Dramaturgie der Stimmungen.
Schon in früheren Werken Puccinis hatten sogenannte »controscene« eine wichtige Rolle gespielt – vielschichtige Szenentableaus wie der Beginn des Quartier-Latin-Bildes in La bohème, in denen verschiedene Stimmungen, von Puccini als Farben (tinte) bezeichnet, als kurze Schlaglichter effektvoll in den Vordergrund gebracht werden. Der Trittico, so Puccinis Idee, sollte dieses Prinzip so vergrößern, dass drei kurze Stücke mit je eigener Farbe ein fein aufeinander abgestimmtes Ganzes ergeben würden. Ein tragisches, ein »sentimentales« und ein komisches Stück wurden dafür gesucht – ganz im Sinne des beschriebenen Bildes aus La bohème, für das Puccini in einem Brief eben jene drei Stimmungen beschrieb.
Von deren Beschaffenheit hatte Puccini so genaue Vorstellungen, dass die Suche nach den entsprechenden Stoffen sich äußerst schwierig gestaltete. Mit dem Drama La Houppelande von Didier Gold fand sich schließlich zunächst der tragische erste Teil, der zu Il tabarro werden sollte. Einmal mehr wurde dabei der Besuch einer Schauspielaufführung zur Inspiration für eine von Puccinis erfolgreichen Opern – auf diese Weise hatte er auch die Vorlagen zu Tosca (nach Victorien Sardou), Madama Butterfly und La fanciulla del West (beide nach David Belasco) gefunden.
Il tabarro ist ein düsteres Ehedrama, das im Milieu der Pariser Seineschiffer spielt: Zwischen den Eheleuten Michele und Giorgetta steht die Trauer um ihr verstorbenes Kind, Giorgettas Affäre mit dem Arbeiter Luigi endet in einer Tragödie.
Puccini komponierte den ersten Teil relativ zügig, aber die Suche nach jenen beiden »tinte«, die sich nach den Vorstellungen des Komponisten zu der ersten fügen würden, nahm fast epische Ausmaße an: Am Ende sollten von der ersten Idee bis zur New Yorker Uraufführung ganze achtzehn Jahre vergehen.
Suor Angelica, die »sentimentale« Geschichte, zu der Giovacchino Forzano das Libretto schrieb, erzählt vom Leid der namensgebenden Ordensschwester, die ihre Lebenskraft aus der Erinnerung an ihren Sohn zieht – Ergebnis des »Fehltritts«, der sie an diesen Ort gebracht hat –, bis sie dieser Stütze beraubt wird. Für den komischen dritten Teil, Gianni Schicchi, baute wiederum Forzano eine kurze Episode aus Dantes Inferno aus: Um an das Erbe des reichen Florentiners Buoso Donati zu kommen, beauftragen dessen Verwandte Gianni Schicchi, dessen Platz einzunehmen und – als vermeintlich im Sterben Liegender – ein Testament zu ihren Gunsten zu diktieren.
Jedes der Werke hat seine eigene, faszinierende musikalische Originalität – das unerbittlich voranschreitende Flussmotiv im Tabarro, unterbrochen von Puccinis unvergleichlichen Realismen, Schiffssirenen, Autohupen, kleinen Nebenszenen; die trügerische Ruhe der Klosterkonversation in Suor Angelica, die mit ungeheuerlicher musikdramaturgischer Präzision auf den dramatischen Höhepunkt hingeführt wird (der seine Reflexion in »Senza Mamma« findet, einer der bekanntesten und berührendsten Arien der Operngeschichte); der vielgestaltige musikalische Witz in Gianni Schicchi, der von verspielter Heiterkeit bis zum vergnüglichen Chaos reicht.
Die Gesamtdramaturgie seiner Konzeption war Puccini ein leidenschaftliches Anliegen. An eine Neuproduktion stellt sie eine wunderbare Herausforderung. Denn wie die »tinte« der kleinen »controscene« in La bohème stehen die drei Teile des Trittico in einem größeren, dem größten denkbaren Kontext: Ihre »tinte« sind Farben des menschlichen Zusammenlebens. So unwiderstehlich einfach und hochkomplex ist das, was Il trittico im Innersten zusammenhält. Eine Comédie humaine für die Opernbühne.
Musikalische Leitung: PHILIPPE JORDAN
Inszenierung: TATJANA GÜRBACA
Bühne: HENRIK AHR
Kostüme: SILKE WILLRETT
Licht: STEFAN BOLLIGER
Termine
Mi, 4.10.2023, 19:00 | Premiere
Sa, 7.10.2023, 19:00
Fr, 13.10.2023, 19:00und weitere Termine
Miquel de Cervantes’ berühmtes Epos über den Ritter von der traurigen Gestalt, der mit seinem Diener Sancho Pansa in die Welt zieht, um gegen gesellschaftliche Missstände anzukämpfen und dabei auch schon einmal eine Windmühle für einen gefährlichen Feind hält oder sich in seinen Träumen in einen märchenhaften Zaubergarten im Königreich der Dryaden entführen lässt, fand 1869 im Moskauer Bolschoi-Theater durch Marius Petipa seinen Weg auf die Ballettbühne.
1966 griff Rudolf Nurejew die turbulente Liebesgeschichte von Kitri und Basil, denen Don Quixote gegen väterliche Widerstände schließlich zur Vereinigung verhilft, für seinen Wiener Don Quixote auf und schuf eine opulente Balletterzählung, in deren hochvirtuosen Tänzen, genauer Charakterzeichnung und farbenprächtigen Bildern voller spanischem Kolorit es zu einer Verbindung der damals rivalisierenden Ballettwelten kam: sowjetische Virtuosität trifft auf eine dramaturgisch schlüssig erzählte Handlung.
Fast 20 Jahre lang, von der Uraufführung bis 1985, stand die Choreographie in Wien am Spielplan, regelmäßig mit Nurejew selbst als Interpret des Basil. 2011 brachte Manuel Legris, der die Produktion in Paris selbst auch in verschiedenen Rollen getanzt hatte, Don Quixote in einer sorgsam aufbereiteten Rekonstruktion, wieder an den Ort seiner Entstehung zurück. 2023 ist Nurejews Ballettkomödie, die mit ihren höchsten tanztechnischen Anforderung eine Visitenkarte für jede Compagnie darstellt, erneut mit dem Wiener Staatsballett zu erleben.
Choreographie: Rudolf Nurejew
Musik: Ludwig Minkus arrangiert von John Lanchbery
Bühne und Kostüme: Nicholas Georgiadis
Licht: Marc Anrochte
Einstudierung: Florence Clerc
Termine
Fr, 29.9.2023, 19:00
Do, 15.2.2024
So, 18.2.2024und weitere Termine
Text: Cesare Sterbini nach Pierre Augustin Caron de Beaumarchais
Komische Oper in zwei Akten
Als »Faktotum der ganzen Stadt« stellt sich der Barbier von Sevilla vor: als Helfer in allen Lebenslagen also. Wie alle Barbiere seiner Zeit ist er nicht nur für Bart- und Haupthaarpflege zuständig, sondern auch fürs Zähnereißen und den Aderlass. Darüber hinaus umfasst Figaros Angebot auch Dienstleistungen für Verliebte und Heiratswillige, wie heimlichen Brieftransport oder Ständchen im Auftrag.
Seiner Eigenwerbung zum Trotz erweisen sich Figaros Ideen als wenig hilfreich, als er Graf Almaviva dabei unterstutzen soll, die Hand Rosinas zu gewinnen. Rosina lebt nämlich eingesperrt bei ihrem Vormund Bartolo, der sich ihr Vermögen sichern will, indem er sie selbst heiratet. Alle Plane Figaros, wie Almaviva seiner Angebeteten näherkommen konnte, scheitern auf – für das Publikum – amüsanteste Weise. Letztlich machen Geld und Macht den Grafen zum Sieger in diesem Kampf, der für ihn selbst ein Spiel, für Bartolo aber bitterer Ernst ist.
Ursprünglich hieß die Oper Almaviva, o sia L’inutile precauzione (Almaviva oder Die nutzlose Vorsicht) – Hauptfigur war also Graf Almaviva. Schnell fokussierte sich die Publikumsliebe jedoch auf den extrovertierten Barbier. Dazu trug bei, dass die große Arie des Grafen »Cessa di più resistere« wegen ihrer Lange und immensen Schwierigkeit oft gestrichenen wurde. Tatsachlich sind es aber nicht die immer wieder eskalierenden Strategien des Barbiers, sondern die Machtmittel des Adligen, die seiner Liebe zum Sieg verhelfen.
Die Oper beruht auf dem 1775 uraufgeführten gleichnamigen Stuck von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais. Dieser verwandelte Figurentypen und Handlungselementen der italienischen Stegreifkomödie, der Commedia dell’arte, zunächst in eine Opera comique, dann in eine Prosa-Komödie, in die auch Eindrucke einer Spanieneinreise eingegangen sind. Später wurde das Stück zum ersten Teil von Beaumarchais’ Figaro-Trilogie.
Ihre enorme Buhnenwirksamkeit verdankt die Oper auch dem Libretto von Cesare Sterbini, das Rossini mit idealen Musizier-Anlässen versorgt, so auch für eine seiner berühmten ›Crescendo-Walzen‹: Bartolos Verbündeter Basilio zeichnet in seiner »Verleumdungsarie« detailliert die Entwicklung eines Gerüchtes nach, vom leisen Flüstern bis zur Explosion eines ›Shitstorms‹. Und im Finale des 1. Akts beschwort der Text der Oper das Bild einer »Höllenschmiede«, das die Musik mit dem Klang von Hämmern und Ambossen genüsslich ausmalt.
Musikalische Leitung: Gianluca Capuano
Inszenierung und Bühne: Herbert Fritsch
Kostüme: Victoria Behr
Licht: Carsten Sander
Text: Francesco Maria Piave & Alexandre Dumas (Sohn)
Melodramma in drei Akten
La traviata erzählt die Geschichte von Violetta Valéry, einem käuflichen Wunschobjekt der Pariser Gesellschaft, die in Alfredo ihre Liebe findet, aber dem gesellschaftlichen Dünkel seines Vaters nachgibt und sich von ihm trennt. In seiner mit riesigen Videowänden und den sozialen Medien spektakulär jonglierenden Inszenierung verlegt Simon Stone diese Geschichte ins Heute. Violetta, das ist ein Pariser It-Girl, eine Influencerin, die in der Instagram-Blase gefangen bleibt und deren Leben der virtuellen Präsentations- und Schaugier ausgeliefert ist. Einsam im Öffentlichen ist sie – und eine Außenseiterin.
Inszenierung: Simon Stone
Bühne: Robert Cousins
Kostüme: Alice Babidge
Licht: James Farncombe
Video: Zakk Hein
Ein Besuch der Vorstellung wird ab 14 Jahren empfohlen.
Termine
So, 1.10.2023, 19:00
Di, 3.10.2023, 19:00
Fr, 6.10.2023, 19:00und weitere Termine
Choreographie Elena Tschernischova nach Jean Coralli, Jules Perrot und Marius Petipa
Der Dichter Heinrich Heine überliefert die Sage von den geheimnisvollen Wilis, jenen jungen Frauen, die vor ihrer Hochzeit sterben müssen, weil ihre Liebe verraten wurde. In ihren toten Herzen schlägt eine ungezähmte Tanzlust weiter. Als Geister verlassen sie nachts ihre Gräber – und sollte sich ihnen in dieser Zeit ein Lebender nähern, so tanzen sie ihn zu Tode.
Für das Ballett der Pariser Oper komponierte Adolphe Adam 1841 über diesen Stoff eine Ballettmusik, die zu den Hauptwerken der Romantik zählt – mit dem Wiener Staatsballett zu erleben in einer 1993 von Elena Tschernischova für Wien geschaffenen Fassung, die sich durch ein originelles Farbkonzept auszeichnet: Vor einer in Grautönen gehaltenen Kulisse heben sich die Akteure in Signalfarben ab. Mit über 80 Vorstellungen bildet das Werk, dessen Uraufführung mit Brigitte Stadler und Vladimir Malakhov sowie einer herausragenden Ensembleleistung zu den Höhepunkten der jüngeren Wiener Ballettgeschichte zählt, bis heute eine »Visitenkarte« der Compagnie.
Komponist: Adolphe Adam
Choreographie und Inszenierung: Elena Tschernischova nach Jean Coralli, Jules Perrot und Marius Petipa
Libretto: nach Théophile Gautier
Bühne: Ingolf Bruun
Kostüme: Clarisse Praun-Maylunas
Einstudierung: Brigitte Stadler
Termine
Mo, 2.10.2023, 19:30
Mo, 9.10.2023, 19:30
So, 22.10.2023, 19:30und weitere Termine
Text Giuseppe Giacosa & Luigi Illica
Melodramma in drei Akten
Die Attraktivität von Margarethe Wallmanns »Tosca«-Inszenierung ist seit 1958 ungebrochen. Einen zusätzlichen symbolischen Reiz erhält die Produktion durch die beeindruckende Anzahl namhafter Künstlerpersönlichkeiten, die in genau dieser Regie, in genau diesen Dekorationen und in genau diesen Kostümen in erinnerungswürdigen Vorstellungen vor das Wiener Publikum getreten sind. Die Galerie an herausragenden Interpretinnen und Interpreten wird nun in allen drei Aufführungsserien dieser Spielzeit fortgesetzt.
Inszenierung: Margarethe Wallmann
Bühne und Kostüme: Nicola Benois
Termine
Do, 5.10.2023, 19:00
So, 8.10.2023, 19:00
Mi, 11.10.2023, 19:00und weitere Termine
Vorgeschichte
Auf der Jagd erlegt der Kaiser eine Gazelle. Sie verwandelt sich in eine junge Frau, in die er sich verliebt und die er zur Gattin nimmt: es ist die Tochter des Geisterkönigs Keikobad. Doch innerhalb von zwölf Monaten muss sie einen Schatten werfen, sonst versteinert der Kaiser und die Kaiserin muss zu ihrem Vater zurückkehren. Schließlich bleiben nur noch drei Tage.
Inhalt
Der Kaiser, der die drohende Gefahr nicht kennt, bricht wieder zur Jagd auf. Im Geheimen begibt sich die Kaiserin mit der Amme in die Menschenwelt, um dort einen Schatten zu gewinnen. Sie kehren ins Haus des Färbers Barak und seiner Frau ein: dort herrscht Armut, das Ehepaar lebt mit den Brüdern Baraks zusammen und hat keine Kinder. Die Färberin, unzufrieden mit ihrem Leben und mit ihrem Mann, lässt sich durch versprochenen Reichtum verführen und ist bereit, ihren Schatten der Kaiserin zu überlassen: dann aber könnte die Färberin niemals Mutter werden. Anfangs begehrt sie einen schönen, von der Amme herbeigezauberten jungen Mann, doch ihr Gewissen hindert sie daran, Barak, der sie über alles liebt, tatsächlich zu betrügen. Aufgewühlt gesteht sie ihm das Vorgefallene. Für Barak, dessen einziges Ziel das Glück einer großen, innigen Familie ist, bricht eine Welt zusammen: Mordlust steigt in ihm auf. In diesem Augenblick versinkt ihre Welt und beide befinden sich getrennt in einem steinernen Gewölbe: Reue ergreift das Ehepaar, sie erkennen aufs Neue ihre Liebe zueinander.
Der Kaiser wiederum meint, von der Kaiserin betrogen worden zu sein und will ihren Tod: doch vermag er selbst im Zorn nicht, seine Frau zu töten. Die Kaiserin erkennt, dass ihr Glück nur über das Unglück der anderen – Barak und seiner Frau – zu erlangen wäre. Sie entscheidet sich gegen das eigene Wohl und trinkt das zaubermächtige Lebenswasser, das ihr den Schatten der Färberin sichert und damit den Kaiser vor der Versteinerung rettet, nicht. Sie hat damit die Prüfung aufs Mensch-Sein bestanden, da sie nun Empathie und Mitgefühl für andere zeigt und ihr persönliches Glück hinter jenes anderer stellt. Durch die Erlangung der Menschlichkeit gewinnt sie einen Schatten – und der Kaiser, den sie liebt, wird ebenso wie das Färberpaar gerettet. Dem triumphalen Schlussjubel klingen die Stimmen der (noch) ungeborenen Kinder leise nach:
Vater, dir drohet nichts,
Siehe es schwindet schon,
Mutter, das Ängstliche,
Das euch beirrte.
Wäre denn je ein Fest,
Wären nicht insgeheim
Wir die Geladenen
Wir auch die Wirte?
Regie: Vincent Huguet
Bühne: Aurélie Maestre
Kostüme: Clémence Pernoud
Licht und Video: Bertrand Couderc
Dramaturgie: Louis Geisler
Termine
Sa, 14.10.2023, 18:00 | Wiederaufnahme
Di, 17.10.2023, 18:00
Sa, 21.10.2023, 18:00und weitere Termine
Text Felice Romani
Melodramma giocoso in zwei Akten
Der junge, mittellose Nemorino ist bereit, alles zu opfern, um einen vermeintlichen Liebestrank zu erwerben. Dieser soll ihm die Zuneigung Adinas gewinnen, die ihn schließlich, bewegt von so viel gefühlvoll-naiver Hingabe, aber nicht nur aus edlen Motiven, tatsächlich erhört.
Es ist ein warmes, südliches Licht, in das Otto Schenk seine Liebestrank-Inszenierung taucht: Hier wird jene Geschichte von Adina und Nemorino erzählt, die seit jeher zu Donizettis größten Erfolgen zählt. Mit liebevollem Blick entwarf der Komponist eine ironisierte Dorfidylle mit genau gezeichneten Typen, die er in ihrem Glück und Schmerz stets anrührend ernst nimmt.
Inszenierung: Otto Schenk
Bühne und Kostüme: Jürgen Rose
Manon, ein schönes junges Mädchen aus der Provinz, soll von ihrem Bruder Lescaut in ein Kloster gebracht werden. Der Student Des Grieux verliebt sich auf den ersten Blick in sie. Geronte, ein reicher alter Mann ist ebenfalls von Manon beeindruckt und plant sie zu entführen. Edmondo informiert seinen Freund Des Grieux über die Absichten Gerontes. Nachdem Des Grieux Manon seine Liebe gestanden hat, fliehen sie gemeinsam. Lescaut versichert Geronte, daß Manon das Leben in Armut bald satt haben werde und sich freiwillig Geronte und seinen Wohlstand zuwenden würde.
Lescaut Prophezeiungen haben sich bewahrheitet: Manon hat Des Grieux verlassen um an der Seite Gerontes ein Leben in Reichtum zu führen. Allerdings teilt sie Lescaut, ihrem Bruder mit, daß der neu gefundene Wohlstand Des Grieux nicht aufwiegen könnte. Geronte protzt vor einigen seiner Freunde mit Manon. Manon wird von Des Grieux überrascht. Er macht ihr große Vorwürfe, da sie ihn verlassen hatte. Als sie um Vergebung fleht, verfällt er wieder ihrem Bann. Kaum ist das leidenschaftliche Liebespaar aber wieder vereint, kehrt Geronte überraschend zurück. Manon verlacht Geronte, der sich daraufhin- Rache schwörend - entfernt. Des Grieux drängt Manon zwar zur sofortigen Flucht, doch vermag sie sich vom Luxus des neuen Lebens nicht zu trennen. Lescaut erscheint und warnt die beiden, daß Geronte Manon einkerkern lassen will. In ihrem verzweifelten Versuch möglichst viele Juwelen, Kleider und Geld auf die Flucht mitzunehmen, zögert sie zu lang: Geronte erscheint und läßt sie einkerkern.
Des Grieux' und Lescaut' Plan Manon zu befreien mißlingt. Manons Demütigung und Schande wird nun offenbar: sie soll deportiert werden. Des Grieux, der von ihr geradezu besessen ist, erreicht, daß er sie begleiten darf.
Des Grieux und die sterbende Manon befinden sich in einer Einöde. Des Grieux begibt sich auf Manons Wunsch auf die Suche nach Wasser. Allein gelassen läßt sie ihr Leben Revue passieren und erkennt ihre Fehler. Als Des Grieux zurückkehrt, gesteht sie ihm ihre Liebe und stirbt in seinen Armen.
Regie und Licht: Robert Carsen
Ausstattung: Antony McDonald
Choreographie: Philippe Giraudeau
Dramaturgie: Ian Burton
Termine
So, 29.10.2023, 19:00
Mi, 1.11.2023, 19:00
So, 5.11.2023, 19:00und weitere Termine
Musik Giuseppe Verdi, Text William Shakespeare & Arrigo Boito
So groß Verdis Begeisterung für das Werk Shakespeares auch war, im Endeffekt basierten nur drei seiner Opern auf Vorlagen des englischen Dramatikers – neben Macbeth waren dies seine zwei letzten Werke für das Musiktheater, also Otello und Falstaff, die er beide auf Libretti seines ehemaligen künstlerischen Kontrahenten Arrigo Boito komponierte. Die gemeinsame Arbeit an Otello dauerte rund sieben Jahre, ehe die Oper am 5. Februar 1887 an der Mailänder Scala erfolgreich uraufgeführt wurde. In kürzester Zeit wurde Otello weltweit nachgespielt, so auch in Wien, wo die Oper am 15. Marz 1888 an der Hofoper, der heutigen Staatsoper, zur österreichischen Erstaufführung gelangte.
Die vieraktige Oper, die ursprünglich den Titel Jago hatten tragen sollen, weist im Vergleich mit Shakespeare einige offensichtliche äußere Unterschiede auf: So wurde zum Beispiel der erste Akt des Schauspiels weggelassen, dafür aber mit dem Credo des Jago eine Selbstreflexion eingefugt, die ihn als Bösewicht klarer fassbar erscheinen lasst als im Sprechstuck.
Musikalisch stellt die Vertonung von Shakespeares Othello den Schlusspunkt von Verdis lebenslangen Bemühungen dar, dem standardisierten Schematismus des italienischen melodramma den Atem des wahren Dramas einzuhauchen. Die Formen und Formeln ordnen sich dem von Verdi spätestens seit den 1850er-Jahren erstrebten »Ganzen« unter und sind nicht mehr musikalischer Selbstzweck, sondern erstehen allein aus der immanenten Gesetzmäßigkeit des Dramas, das sie beglaubigt.
Die aktuelle Inszenierung – es ist die insgesamt achte an diesem Haus – stammt von Adrian Noble, der die Handlung gemeinsam mit seinem Ausstatter Dick Bird an den Beginn des 20. Jahrhunderts verlegt, um die Spannungen, die sich durch den Gegensatz zwischen der lokalen Bevölkerung und der fremden venezianischen Militärmacht ergeben, vor dem Hintergrund des Kolonialismus zu beleuchten. Zusätzliche Inspirationsquellen für die Produktion waren für Noble und Bird die künstlerischen Auseinandersetzungen skandinavischer Dramatiker und Maler mit dem Thema Eifersucht, das Shakespeare einst als gefährlichste menschliche Emotion einstufte.
Regie: Adrian Noble
Ausstattung: Dick Bird
Bühneneffekte: Basil Twist
Licht: Jean Kalman
Kampfmeister: Malcolm Ranson
Regieassistenz: Joanne Pearce
Text Giovanni Ruffini & Gaetano Donizetti
Dramma buffo in drei Akten
Es ist einer der bekanntesten Komödienstoffe der Welt: Hier der ältliche, auf Wahrung seiner Vermögenswerte bedachte Junggeselle, der noch einmal in die Rolle des Liebhabers schlüpfen will. Dort die junge Frau, die ihn raffiniert an der Nase herumführt. In Don Pasquale hat Donizetti diesen Handlungsrahmen gekonnt aufgespannt: Die Oper ist burlesk, aber als Auseinandersetzung zwischen patriarchalen Wünschen und jugendlicher Selbstbestimmung auch zeitlos gültig. Regisseurin Irina Brook setzt die Komödie in die Gegenwart, führt sie rasant in ein übersteigert-bonbonfarbenes Finale, in dem gelacht – aber niemals nur verlacht werden soll.
Der alte, wohlhabende, aber geizige Junggeselle Don Pasquale will seinen Neffen Ernesto verheiraten: mit einer wohlhabenden Frau. Doch Ernesto zieht die junge, mittellose Witwe Norina vor, die ihn liebt. Obwohl Don Pasquale Norina nie gesehen hat, lehnt er diese Ehe ab – und jagt Ernesto kurzerhand aus dem Haus. Niedergeschlagen schreibt dieser seiner Geliebten Norina einen Abschiedsbrief. Aber Norina gibt Ernesto nicht auf. Don Pasquales neuer Plan lautet nun, selbst zu heiraten – und sein Freund Dr. Malatesta soll ihm dabei behilflich sein. Dieser allerdings hält zu Ernesto und fädelt ein Verwirrspiel ein, bei dem Norina und Ernesto mitspielen: Norina wird dem alten Junggesellen als Malatestas wohlerzogene, im Kloster groß gewordene Schwester Sofronia präsentiert. Don Pasquale ist von diesem stillen, tugendhaften Geschöpf hingerissen — und geht mit ihr eine von Malatesta inszenierte Scheinehe ein (die Don Pasquale für echt hält). Unmittelbar nach der Trauung ändert Sofronia (=Norina) ihr Verhalten. Sie wird zur verschwenderischen, lieblosen, schnippischen Xanthippe, die Pasquale terrorisiert und ihn – offenbar –betrügt. Um sie wieder aus dem Haus zu treiben, will Don Pasquale seinen Neffen Ernesto, ausgestattet mit einer reichen Mitgift, mit (der ihm immer noch scheinbar unbekannten) Norina verheiraten und bei sich aufnehmen. Da wird ihm die wahre Identität Sofronias aufgedeckt. Er muss lernen: Ältere Semester sollten jüngere Frauen besser nicht umwerben ...
Nikolai Rimsky-Korsakov:
O chem v tishi nochey, op. 40, no. 3
Ne veter, veya s vysoty, op. 43, no. 2
Zvonche zhavoronka penye, op. 43, no. 1
Na kholmakh Gruzii, op. 3, no. 4
V zarstvo rozy i vina, op. 8, no. 5
Pesnya Zyuleyki, op. 26, no. 4
Plenivshis' rozoj, solovey, op. 2, no. 2
Hymn to the sun from Le Coq d’or
Redeyet oblakov letuchaya gryada, op. 42, no. 3
Nimfa, op. 56, no. 1
Finale (The Melting Scene) aus The Snow Maiden
Son v letnyuyu noch, op. 56, no. 2
Sergei Rachmaninoff:
Siren’, op. 21, no. 5
U moyego okna, op. 26, no. 10
Oni otvechali, op. 21, no. 4
Son, op. 8, no. 5
Zdes’ khorosho, op. 21, no. 7
O, ne grusti, po mne! op. 14, no. 8
Dissonans, op. 34, no. 13
Pyotr Ilyich Tchaikovsky:
To bilo ranneyu vesnoy, op. 38, no. 2
Zabyt tak skoro, TH 94
Nochi bezumnye, op. 60, no. 6
Otchego? Op. 6, no. 5
Serenada, op. 63, no. 6
Ya li v pole da ne travushka bïla? op. 47, no. 7
Zakatilos solnze op. 73, no. 4
Den’ li zarit op. 47, no. 6
Bewertungen & Berichte Ensemblematinee im Mahler-Saal 2
Kurs
Open Class
Ballettunterricht zum Mitmachen
Das Wiener Staatsballett bietet mit seiner wöchentlichen Open Class ein professionelles klassisches Training für Berufstänzer*innen, Pädagog*innen, Studierende und fortgeschrittene Hobbytänzer*innen (ab 14 Jahren). Die Leitung übernehmen alternierend Martin Schläpfer, Louisa Rachedi, Samuel Colombet und weitere Mitglieder des Wiener Staatsballetts. Trainiert wird zu Live-Klaviermusik.
Duschen und Garderoben sind vorhanden. Bitte kommen Sie in bequemer Kleidung, Schläppchen oder Socken und bringen Ihre eigenen Getränke mit.
Aufgrund der Vermischung von Künstler*innen des Hauses mit externen Personen und um den Spielbetrieb weiterhin zu sichern, bitten wir um Verständnis, dass die Covid-19-Sicherheitsauflagen folgendermaßen gelten und eingehalten werden müssen: es ist ein gültiger PCR Test (48 h) verpflichtend vorzuweisen, der für die gesamte Dauer des Trainings gültig sein muss (es gilt Datum und Uhrzeit der Testabnahme). Für die Teilnehmer*innen gilt keine Maskenpflicht mehr.
Die Teilnehmeranzahl ist auf max. 20 Personen beschränkt.
Wann: ab 10. September, jeden Samstag (außer an Feiertagen und in der Spielzeitpause)
Einlass: 15.30 Uhr, Beginn: 16 Uhr
Dauer: 90 Minuten
Kostenbeitrag: € 20,– pro Unterricht
Wo: Ballettakademie der Wiener Staatsoper, Nurejew Saal, Goethegasse 1 / Hanuschhof 3, 1010 Wien
Termine
Sa, 30.9.2023, 16:00
Sa, 7.10.2023, 16:00
Sa, 14.10.2023, 16:00und weitere Termine
Sa, 21.10.2023, 16:00
Sa, 28.10.2023, 16:00
Sa, 4.11.2023, 16:00
Sa, 11.11.2023, 16:00
Sa, 18.11.2023, 16:00
Sa, 25.11.2023, 16:00
Sa, 2.12.2023, 16:00
Sa, 9.12.2023, 16:00
Sa, 16.12.2023, 16:00
Sa, 23.12.2023, 16:00
Sa, 30.12.2023, 16:00
Sa, 13.1.2024, 16:00
Sa, 20.1.2024, 16:00
Sa, 27.1.2024, 16:00
Sa, 3.2.2024, 16:00
Sa, 10.2.2024, 16:00
Sa, 17.2.2024, 16:00
Sa, 24.2.2024, 16:00
Sa, 2.3.2024, 16:00
Sa, 9.3.2024, 16:00
Sa, 16.3.2024, 16:00
Sa, 23.3.2024, 16:00
Sa, 30.3.2024, 16:00
Sa, 6.4.2024, 16:00
Sa, 13.4.2024, 16:00
Sa, 20.4.2024, 16:00
Sa, 27.4.2024, 16:00
Sa, 4.5.2024, 16:00
Sa, 11.5.2024, 16:00
Sa, 18.5.2024, 16:00
Sa, 25.5.2024, 16:00
Sa, 1.6.2024, 16:00
Sa, 8.6.2024, 16:00
Sa, 15.6.2024, 16:00
Sa, 22.6.2024, 16:00
Sa, 29.6.2024, 16:00
Ort
Ballettakademie der Wiener Staatsoper
Nurejew Saal Hanuschhof 3
A-1010 Wien
Bewertungen & Berichte Online-Shop der Wiener Staatsoper
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Wiener Staatsoper
Als eines der international bedeutendsten Opernhäuser blickt die Wiener Staatsoper sowohl auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurück als auch auf eine vielseitige Gegenwart: Jede Spielzeit stehen in rund 350 Vorstellungen mehr als 60 verschiedene Opern- und Ballettwerke auf dem Spielplan. Allabendlich sind neben den fest engagierten Ensemblemitgliedern internationale Stars auf der Bühne und am Dirigentenpult zu erleben, im Graben begleitet von einem einzigartigen Orchester: dem Staatsopernorchester, dessen Musiker in Personalunion den Klangkörper der Wiener Philharmoniker bilden.
Staatsoperndirektor Dominique Meyer öffnete das Haus 2013 auch virtuell mit einem innovativen Projekt: Wiener Staatsoper live at home ermöglicht Opern- und Ballettfreunden auf der ganzen Welt, die Vorstellungen in der Wiener Staatsoper auf digitalen Geräten zu verfolgen.