Jahr für Jahr strömen zehntausende Besucher zur Eröffnung der Wiener Festwochen, die mit dem Rathausplatz die vielleicht schönste Bühne der Stadt bespielen. Zwischen den prächtigen Fassaden des Wiener Rathauses und des Burgtheaters öffnet sich ein Platz, der wie keiner sonst in Wien geeignet ist, den Beginn eines Festivals einzuläuten, das alle Bewohner der Stadt adressiert.
Im Anschluss an die Eröffnung wird die ganze Stadt bespielt. Lokale und internationale Ensembles treten in einen Dialog mit ihrem Publikum. Die Stimme nimmt eine zentrale Stelle im diesjährigen Programm ein.
Oleksandra Matwijtschuk / Center for Civil Liberties
„Unsere Welt ist sehr komplex und vernetzt geworden. Gerade jetzt kämpfen Menschen im Iran für ihre Freiheit. Menschen in China leisten Widerstand gegen die digitale Diktatur. Menschen in Somalia bringen Kindersoldaten zurück in ein friedliches Leben. Sie wissen besser als jede:r andere, was es heißt, ein Mensch zu sein und sich für Menschenwürde einzusetzen. Von ihrem Erfolg hängt unsere Zukunft ab. Wir sind für alles verantwortlich, was in der Welt passiert.“ Diese Worte sprach die ukrainische Menschenrechtsanwältin Oleksandra Matwijtschuk am 10. Dezember 2022 anlässlich ihrer Friedensnobelpreisrede unter dem Titel Time to take responsibility. Ausgezeichnet wurde ihre Menschenrechtsorganisation Zentrum für bürgerliche Freiheiten, das russische Kriegsverbrechen in der Ukraine dokumentiert. Als langjährige Unterstützerin politisch Verfolgter stellt Matwijtschuk die Frage, wie die Menschenrechte wieder an Bedeutung gewinnen und globale Solidarität zu unserer Leidenschaft werden kann. Die Rede an Europa von Oleksandra Matwijtschuk knüpft an die von der ERSTE Stiftung initiierte Vorlesungsreihe am Judenplatz anlässlich des Europatages an.
Eine gemeinsame Veranstaltung von Wiener Festwochen, ERSTE Stiftung und Institut für die Wissenschaft vom Menschen. In Kooperation mit Jüdisches Museum Wien
Die Eröffnung der Wiener Festwochen wird auch 2023 ein musikalisches Fest für alle, mit außerordentlichen Künstler:innen, vielfältig und genreübergreifend. Ein Konzert, das über die Bühne auf dem Rathausplatz hinausreicht, das beflügelt und inspiriert, Perspektiven miteinander vereint unter einem visuellen Feuerwerk auf der Fassade des Wiener Rathauses. Stimmen Sie sich mit uns ein auf fünf Wochen internationale Theaterkunst in der ganzen Stadt. Feiern wir gemeinsam Festwochen!
Bewertungen & Berichte Eröffnung Wiener Festwochen
Ausstellung
OHMMM AGE OMA JE OHOMMA MAMA
Laure Prouvost
Die humorvollen Welten der französischen Künstlerin Laure Prouvost verbinden skulpturale Elemente mit Sound und Video zu raffinierten Mixed-Media-Installationen. Gemeinsam präsentieren die Wiener Festwochen und die Kunsthalle Wien die erste Einzelausstellung der Turner-Preisträgerin in Österreich. In Ohmmm age Oma je ohomma mama beschäftigt sich Prouvost mit der Figur der Großmutter als Ahnin und Vorreiterin und verwandelt den Ausstellungsraum in ein Theater der Objekte, Erinnerungen und Vorstellungskraft. Die Besucher:innen sind eingeladen, sich in der Dunkelheit im Zusammenspiel der Materialien und Medien, der persönlichen und fiktiven Anekdoten zu verlieren. Assoziationsketten und produktive Missverständnisse prägen die vielschichtigen Arbeiten, die von neuen Wahlverwandtschaften zwischen den Generationen, von Emanzipation und Austausch erzählen. Dabei eröffnet Prouvost unerwartete Perspektiven auf unsere Zeit: An welche Geschichte knüpfen wir an, was nehmen wir mit, was erträumen wir neu?
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Performance
CLOSE ENCOUNTERS
Anna Rispoli
Bei den Wiener Festwochen 2022 landete Anna Rispoli laut Wiener Zeitung einen Hit: „In Close Encounters sah sich das Publikum in einen Dialog mit Jugendlichen verstrickt. Nachrichten aus der Lebenswelt junger Menschen.“ 2023 wird das wiedereröffnete Parlament, ein Ort der Repräsentation schlechthin, zum Gastgeber für das Nestroy-nominierte Projekt, welches Nähe zwischen Menschen herstellt, die einander im Alltag oft nicht begegnen. Basierend auf Gesprächen mit Wiener Lehrlingen und Schüler:innen zwischen 15 und 19 Jahren entstand ein gemeinsamer Text, der die Themen Zukunftsvorstellungen, Ängste und Sehnsüchte, Individualismus und Gemeinschaft aus jugendlicher Perspektive umkreist. Das Publikum ist eingeladen, den Dialog in 1:1-Begegnungen mit den beteiligten Jugendlichen nachzusprechen. „Manchmal musst du jemand anderer werden, um zu verstehen, wer du selbst bist. Das ist die nahe Begegnung“, so die Künstlerin und Aktivistin über ihr Stück.
Konzept, Regie, Text: Anna Rispoli
Mit und mit den Worten von Iman Alieva, Mustafa Hasan, Darko Joksimović, Jovan Jovanović, Oliver Lehar, Jasin Mamudoski, Timea Marton, Alex Mitrović, Jamal Mohamud, Leila Offinassinga, Leily Offinassinga, Monika Postrozna, Ulrich Rux, Miriam Sawo, Lorenz Schaberl, Petar Stojković
Künstlerische Mitarbeit, Workshops: Dilan Sengül Outside Eye,
Produktionsleitung: Marine Thévenet
Übersetzung: Simona Weber
Aufnahme: Viktor Seedorf
Dank an Nicole Krenn, Robert Renz, P. Nikolaus Horst Schachtner, Roman Schanner
jeweils 17, 17.30, 18, 18.30, 19 und 19.30 Uhr (30-minütig)
Sprache Deutsch
Dauer 30 Min.
Hinweis:
Für den Besuch der Vorstellungen von Close Encounters im Parlament Österreich ist ein amtlicher Lichtbildausweis nötig!
Termine
Sa, 13.5.2023 | Ticket
So, 14.5.2023 | Ticket
Sa, 3.6.2023 | Ticketund weitere Termine
Anne-Cécile Vandalem / Das Fräulein (Kompanie)
frei inspiriert von dem Film BRAGUINO von Clément Cogitore
Im idyllischen Birkenwald zwei Häuser aus Holz, davor ein Bach, daneben der Grenzzaun und dahinter: die „Anderen“. Kingdom erzählt die Geschichte einer neunköpfigen Familie, die wegging, um ein Leben in Einklang mit der Natur zu führen, und scheitert. In der Rauheit und Einsamkeit der sibirischen Taiga und in feindlicher Nachbarschaft mit den eigenen Verwandten eskaliert ein Familienkonflikt in einem gnadenlosen Kampf ums Überleben. Inspiriert von dokumentarischen Filmaufnahmen inszeniert die belgische Regisseurin Anne-Cécile Vandalem eine ebenso schöne wie grausame Fabel, in der eine junge, unschuldige Generation zur unfreiwilligen Erbin der Großeltern- und Elternkonflikte wird. In eindringlichen Nahaufnahmen fängt ein Kamerateam, das die Familie besucht, Formen von Flucht und Widerstand der Jugendlichen und Kinder ein. Mit Kingdom ist die für ihre spannenden Narrationen bekannte Regisseurin nun erstmals in Wien zu Gast.
Text, Regie: Anne-Cécile Vandalem
Mit Arnaud Botman, Laurent Caron, Léonie Chaidron, Federico D’Ambrosio, Juliette Goossens, Philippe Grand’Henry, Épona Guillaume, Zoé Kovacs, Leonor Malamatenios, Isaac Mathot, Daryna Melnyk, Ida Mühleck, , Eulalie Poucet, Noa Staes, Léa Swaeles
Bühne: Ruimtevaarders
Musik: Vincent Cahay, Pierre Kissling
Kinematografie: Federico D’Ambrosio
Lichtdesign: Amélie Géhin
Video: Frédéric Nicaise
Sounddesign: Antoine Bourgain
Kostüm: Laurence Hermant
Dramaturgie: Sarah Seignobosc
Make-up: Sophie Carlier
Regieassistenz: Pauline Ringeade
Technische Leitung: Damien Arrii Props Philippe Vasseur
Kamera: Leonor Malamatenios
Licht: Hadrien Jeangette
Inspizienz: Baptiste Wattier
Kostüme Tour: Samira Benali
Übertitel: Erik Borgman – Werkhuis
Coaches Kinder: Julia Huet, Camille Léonard
Hundetrainerin: Victorine Reinewald
Kinderbetreuung: Anne Lahousse
Administration: Lila Pérès
Bühnenbau: Ateliers du Théâtre de Liège, Ateliers du Théâtre National Wallonie-Bruxelles
Preise 20 / 30 Euro
Sprache Französisch mit deutschen und englischen Übertiteln
Dauer 100 Min.
Publikumsgespräch:
14. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Termine
Sa, 13.5.2023, 18:00 | Ticket
So, 14.5.2023, 18:00 | Ticket
Mo, 15.5.2023, 20:00 | Ticketund weitere Termine
Toshiki Okada / chelfitsch, Dai Fujikura, Klangforum Wien
Der Regisseur Toshiki Okada und der Komponist Dai Fujikura, beide in ihren jeweiligen Disziplinen weltbekannt, arbeiten auf Einladung der Wiener Festwochen erstmals zusammen und erkunden eine neue Art von musikalischem Theater. Darin verfolgen sie die Idee, gesprochene Sprache und Musik als eigenständige und eigenwillige Akteurinnen auftreten zu lassen.
Für Verwandlung eines Wohnzimmers teilen sich sechs japanische Schauspieler:innen aus Okadas Theaterkompanie und sieben Musiker:innen des Klangforum Wien die Bühne. Erzählt wird die Geschichte einer vor der Delogierung stehenden Familie. Doch während sich dieses Problem lösen lässt – immerhin gibt es so etwas wie ein Mietrechtsgesetz – dräut alsbald eine Katastrophe unüberschaubaren Ausmaßes, der mit keinem Servicetelefon, ja überhaupt keiner menschengemachten Idee beizukommen ist. Nach und nach gehen Musik und die szenischen Aktionen ineinander über und eröffnen Momente für die mögliche Entstehung einer völlig neuen Erfahrung. Alle Narration, die ganze anthropozentrische Welt löst sich in den Klängen auf.
Text, Regie: Toshiki Okada
Mit Musik von Dai Fujikura
Ensemble: Klangforum Wien (Klarinette, Bassklarinette Bernhard Zachhuber Fagott, Kontraforte Lorelei Dowling Celesta Florian Müller Violine Sophie Schafleitner, Jacobo Hernandez Enriquez Viola Dimitrios Polisoidis Violoncello Benedikt Leitner)
Mit Izumi Aoyagi, Chieko Asakura, Wataru Omura, Mariko Kawasaki, Ayana Shiibashi, Makoto Yazawa
Sounddesign: Aki Shiraishi, Koichi Ishimaru
Licht: Masayoshi Takada (RYU)
Kostüme: Kyoko Fujitani (FAIFAI)
Bühne: dot architects
Dramaturgie: Masahiko Yokobori
Technische Leitung: Daijiro Kawakami
Inspizienz: Chikage Yuyama
Regieassistenz: Marie Moriyama
Produktionsleitung: Megumi Mizuno, Tamiko Ouki (precog)
Produktionsmanagement: Yuko Takeda
Übersetzung: Aya Ogawa (Englisch), Andreas Regelsberger (Deutsch)
Grafikdesign: Mariko Okazaki (REFLECTA, Inc.)
Preise 25 / 35 Euro
Sprache Japanisch mit deutschen und englischen Übertiteln
Dauer ca. 90 Min.
Publikumsgespräch:
14. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Einführung zur Musik:
mit Dai Fujikura, 15. Mai, 20 Uhr
Termine
Sa, 13.5.2023, 20:30 | Ticket
So, 14.5.2023, 20:30 | Ticket
Mo, 15.5.2023, 20:30 | Ticket
Ort
MuseumsQuartier
Halle G Museumsplatz 1
A-1070 Wien
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Musik
Moor Mother: Jazz Codes
ELECTIVE AFFINITIES
Festwochen Konzertserie
Musikalische Offenheit und Ambition prägen die wöchentlich stattfindenden Festwochen Konzerte in der Wiener Jazz-Institution Porgy & Bess. Eine große Bandbreite an Musiker:innen bespielen die Bühne mit neuen Interpretationen von Jazz, mit modernem R&B und zeitgenössischer Elektronik. Einer der Höhepunkte ist der Auftritt des experimentellen New Yorker R&B-Sängers serpentwithfeet, der in seinen bewegenden Songs Themen wie queere Schwarze Liebe, Gemeinschaft und Zärtlichkeit behandelt. Produzentin Beatrice Dillon bestreitet ihren Konzertabend mit Tabla-Spieler und Komponist Kuljit Bhamra. Beide haben schon auf Dillons LP Workaround (Release des Jahres der Musikzeitschrift The Wire) erfolgreich zusammengearbeitet. Neue Kollaborationen entstehen, wenn Dai Fujikura – auch mit dem Festwochen Auftragswerk Verwandlung eines Wohnzimmers in Wien zu Gast – mit Jan Bang, Eivind Aarset und Franz Hautzinger eine breit gefasste Idee von Jazz auf die Bühne bringt. Im Anschluss an die Konzerte wird das Porgy & Bess mit einem DJ-Line-up bei freiem Eintritt zum freitäglichen Treffpunkt für alle.
Moor Mother aka Camae Ayewa gilt als einzigartige und kraftvolle politische Stimme der zeitgenössischen Musik und Spoken Word Poetry. Mit innovativen Ansätzen verbindet sie in ihrem neuen Projekt Jazz Codes unterschiedliche Genres, Stile und Ausdrucksformen – von Jazz über Hip-Hop bis hin zu zeitgenössischer Klassik. Moor Mother untersucht die Schnittstellen von Jazz und Poesie, inspiriert von historischen Ereignissen, sozialen Fragestellungen und persönlichen Erfahrungen. Komplexe Klanglandschaften mit vielschichtigen Texturen und eindringlichen Stimmen spiegeln die verschiedenen Themen von Moor Mothers künstlerischem Universum wider.
Marlene Monteiro Freitas, Alban Berg, Maxime Pascal, ORF Radio-Symphonieorchester Wien
nach den Tragödien ERDGEIST und DIE BÜCHSE DER PANDORA von Frank Wedekind
Angekündigt als „das wahre Tier, das wilde, schöne Tier“, erfährt Frank Wedekinds Lulu Aufstieg, Freiheit und Fall entlang reicher, zahlender Männer. 1937 kam mit Alban Bergs unvollendeter Lulu die erste nach der Zwölftontechnik komponierte Oper zur Uraufführung. 2023 wird sie, um Teile der Lulu-Suite ergänzt, von Marlene Monteiro Freitas inszeniert. Von den Wiener Festwochen zu ihrer ersten Opernregie eingeladen, arbeitet die Choreografin mit einem Ensemble aus Sänger:innen, Tänzer:innen und Akrobat:innen zusammen und platziert den Dirigenten Maxime Pascal als Schiedsrichter vor das auf einer Stadiontribüne sitzende ORF Radio-Symphonieorchester Wien. Hier überschlagen sich die Bilder – die kontrastreiche Partitur, die Extravaganz der Geschichte und die facettenreiche Identität der Lulu finden in der Ausnahmekünstlerin Freitas eine inspirierte und inspirierende Komplizin.
Musik: Alban Berg
Text: Frank Wedekind, nach den Tragödien Erdgeist und Die Büchse der Pandora
Regie, Choreografie, Kostüme: Marlene Monteiro Freitas
Musikalische Leitung: Maxime Pascal
Orchester ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Mit: Vera-Lotte Boecker (Lulu), Bo Skovhus (Dr. Schön), Edgaras Montvidas (Alwa), Cameron Becker (Maler) Anne-Sofie von Otter (Gräfin Geschwitz), Kurt Rydl (Schigolch), Katrin Wundsam (Garderobiere / Gymnasiast), Martin Summer (Tierbändiger, Athlet), Paul Kaufmann (Prinz, Kammerdiener) und Francisco Rolo, Henri “Cookie” Lesguillier, Ina Wojdyła, Joãozinho da Costa, Kyle Scheurich, Nina Van der Pyl, Rui Paixão, Tomás Moital
Licht: Yannick Fouassier
Bühne: Yannick Fouassier, Marlene Monteiro Freitas
Mitarbeit Kostüme: Andreas Merk, Hsin-Yi Hsiang
Dramaturgie: Armin Kerber
Research: João Figueira
Musikalische Assistenz: Cláudio Silva
Choreografische Assistenz: Hsin-Yi Hsiang, Andreas Merk
Produktionsleitung: Joana Costa Santos, Soraia Gonçalves
Preise 48 / 68 / 89 / 99 / 126 / 148 Euro / Einführungsmatinee: 5 Euro
Sprache Deutsch mit deutschen und englischen Übertiteln
Einführungsmatinee:
14. Mai, 11 Uhr, Halle E im MuseumsQuartier
Preis 5 Euro
Publikumsgespräch:
31. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Werkeinführung:
vor jeder Vorstellung, 18.30 Uhr
Termine
So, 14.5.2023, 11:00 | Matinee
Sa, 27.5.2023, 19:00 | Ticket
Mo, 29.5.2023, 19:00 | Ticketund weitere Termine
„Jin, Jîyan, Azadî“ – Frau, Leben, Freiheit!
Unter dieser Parole formierten sich nach dem Tod in Polizeigewalt der 22 jährigen kurdischen Iranerin Jina Mahsa Amini im September 2022 die Proteste gegen das patriarchal-repressive System. Der Widerstand von Frauen im Iran wurde zum global leuchtenden Hoffnungsschimmer für eine andere Zukunft. Die Wiener Festwochen laden heuer drei international renommierte Autorinnen ein, deren Schreiben nach Wegen hin in diese Zukunft sucht.
Tsitsi Dangarembga, 2021 ausgezeichnet mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, erzählt vom Ringen einer heranwachsenden Schwarzen Frau in Simbabwe um Selbstbestimmung und Freiheit. Die spanische Autorin Cristina Morales, die mit ihrem Roman Leichte Sprache jede Form der Bevormundung von Menschen mit Behinderungen unterläuft, stellt mit der lateinamerikanischen Feministin María Galindo ihre Poetik des „Bastardismo“ vor. Naghmeh Samini, Autorin des Stücks Das Kind, spannt in ihrem Vortrag den Bogen über 100 Jahre weiblichen Widerstand im Iran bis in die Gegenwart.
Sprache Englisch
Preise 7 Euro pro Termin / alle 3 Termine im Kombi-Angebot zu 15 Euro
Ein Kind wird geboren und stirbt. Was mit einer menschlichen Tragödie beginnt, entwickelt sich zu einem feministischen Drama. Während die Familie der Hinterbliebenen die inneren Konflikte der heutigen polnischen Gesellschaft gegeneinander austrägt, kämpft die 30-jährige Maja mit Entschlossenheit für ihr Recht auf einen eigenständigen Trauerprozess. „Meine Muschi und mein Fötus gehen dich nichts an!“ Die Autorin Kata Wéber und der Regisseur Kornél Mundruczó trafen mit der filmischen Adaption von Pieces of a Woman einen Nerv; erstmals bei den Filmfestspielen in Venedig präsentiert, brachte die Netflix-Produktion der Hauptdarstellerin Vanessa Kirby 2021 eine Oscarnominierung. Bei den Wiener Festwochen zeigt das TR Warszawa die im katholischen Warschau angesiedelte Originalfassung. Mit großem Einfühlungsvermögen porträtiert das Ensemble die Figuren inmitten eines schockierenden Realismus von Bühnendetails, während der Einsatz kinematografischer Mittel die Intimität der Beziehungen zusätzlich unterstreicht.
Regie: Kornél Mundruczó
Text, Adaption: Kata Wéber
Bühne, Kostüme: Monika Pormale
Künstlerische Mitarbeit: Soma Boronkay
Künstlerische Mitarbeit: Soma Boronkay
Mit Musik von Asher Goldschmidt
Lichtdesign: Paulina Góral
Mit Dobromir Dymecki, Monika Frajczyk, Magdalena Kuta, Sebastian Pawlak, Marta Ścisłowicz, Justyna Wasilewska, Agnieszka Żulewska
Kamera, Sound auf der Bühne: Maciej Kaszyński, Łukasz Winkowski
Regieassistenz: Karolina Gębska
Inspizienz: Katarzyna Gawryś-Rodriguez
Geschriebene Simultanübersetzung: Dr. Patrycja Paszt
Übersetzung: Jolanta Jarmołowicz (Polnisch)
Assistenz Bühne, Produktionsleitung: Karolina Pająk
Kostümassistenz: Małgorzata Nowakowska
Preise 4 (Stehplatz) / 15 / 25 / 35 / 45 / 55 Euro
Sprache Polnisch mit deutschen und englischen Übertiteln
Dauer 2 Std. 40 Min.
Publikumsgespräch:
15. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Termine
So, 14.5.2023, 19:30 | Ticket
Mo, 15.5.2023, 19:30 | Ticket
Di, 16.5.2023, 19:30 | Ticketund weitere Termine
Der iranische Schriftsteller, Theatermacher und Geschichtenerzähler Keyvan Sarreshteh imaginiert mit seiner neuen Arbeit Timescape die Zeit als Landschaft. Unter Verwendung persönlicher, aber unvollständiger Objekte wie Filmnegative, leere Seiten alter Tagebücher oder unbenutzte Kinderutensilien durchqueren wir die Lebensgeschichte von Sarreshteh und seiner Familie wie einen Raum. Die Biografien werden dabei zum Rahmen für eine andere, neue Erzählung: „Der Zeitreisende ist verloren. Er ist schon so lange unterwegs, dass er inzwischen vergessen hat, wohin er gehen sollte oder wohin er zurückkehren kann.“ Theater ist ein Ort des Dazwischen. Zwischen Realität und Fiktion, zwischen Authentizität und Erfindung. An diesem unmöglichen Ort macht Sarreshteh eine Möglichkeit auf: der Vergänglichkeit und Schwierigkeit des Moments zu entfliehen.
Von und mit Keyvan Sarreshteh
Konzept: Keyvan Sarreshteh, Zahra Mohseni
Assistenz: Ramin Ziaee
Produktionsleitung: Raha Rajabi
Preis 20 Euro
Sprache Farsi mit deutschen und englischen Übertiteln
Publikumsgespräch:
am 17. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Termine
Di, 16.5.2023, 20:30 | Ticket
Mi, 17.5.2023, 20:30 | Ticket
Do, 18.5.2023, 20:30 | Ticketund weitere Termine
Am Sandstrand haben die entspannungswilligen Sonnenanbeter:innen ihre Liegetücher ausgebreitet. Plastikschaufeln, Plastikbälle, Tupperware: Bunt blitzt es aus dem gleichmäßig beigen Stillleben zum vogelperspektivisch platzierten Publikum nach oben. Die sich räkelnden Sänger:innen und Performer:innen beschreiben in einer Abfolge von 24 Liedern ihr Urlauben: „Mein Sohn ist achteinhalb Jahre alt, und er hat bereits gebadet im Schwarzen / im Gelben / im Weißen / im Roten / im Ägäischen sowie im Mittelmeer / Die restlichen besuchen wir in diesem Jahr“, so heißt es etwa im Lied der vermögenden Mutter. Die 2019 bei der Biennale in Venedig mit einem Goldenen Löwen ausgezeichnete Indoor-Beach-Oper Sun & Sea liefert Anstöße zur Reflexion über Kapitalismus und Klimawandel, Tourismus und Privileg. Während unten die wohlstandswohligen Urlauber:innen ihrem Hedonismus frönen, eröffnet sich dem Publikum von oben ein Blick aufs Ganze.
Sie fliegen durch die Luft und trotzen der Schwerkraft, hören Musik, reden, lachen, singen und tanzen. Im Skatepark begegnen sich Menschen aus verschiedenen Communitys, organisieren den eigenen Körper in Koordination mit den Bewegungen der anderen und üben sich in virtuosen physischen Experimenten. Die dänische Choreografin Mette Ingvartsen zeigt mit ihrer neuen Arbeit den Skatepark als performativen Ort und erweitert das gängige Tanzvokabular um Kickturns, 180s und Boardslides. Antidote, ein weltweit tätiges Architekturbüro für Skateparks im öffentlichen Raum, entwirft ein Gelände aus Rampen und Kanten, ein ebenso funktionales wie außergewöhnliches Bühnensetting. In vielen parallelen Aktionen spielen in Skatepark zehn Skater:innen mit den Möglichkeiten des Raums, der Boards, der Gemeinschaft. Behutsam strukturiert und verdichtet wird aus Alltagskultur eine lebendige Choreografie für die Bühne.
Konzept, Choreografie: Mette Ingvartsen
Mit Damien Delsaux, Manuel Faust, Aline Boas, Mary-Isabelle Laroche, Sam Gelis, Fouad Nafili, Júlia Rúbies Subirós, Thomas Birzan, Briek Neuckermans, Indreas Kifleyesus, Arthur Vannes, Camille Gecchele
Sounddesign: Anne van de Star, Peter Lenaerts
Licht: Minna Tiikkainen
Bühne: Pierre Jambé/Antidote
Dramaturgie: Bojana Cvejić
Assistenz Choreografie: Michaël Pomero
Technische Leitung: Hans Meijer
Produktion, Administration: Joey Ng
Produktionsassistenz: Oihana Azpillaga Camio
Management: Ruth Collier
Preise 20 / 30 Euro
Dauer ca. 80 Min.
Publikumsgespräch:
20. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Termine
Fr, 19.5.2023, 20:00 | Ticket
Sa, 20.5.2023, 20:00 | Ticket
So, 21.5.2023, 15:00 | Ticket
Ort
MuseumsQuartier
Halle G Museumsplatz 1
A-1070 Wien
Dai Fujikura, Jan Bang, Eivind Aarset, Franz Hautzinger: The Bow Maker
ELECTIVE AFFINITIES
Musikalische Offenheit und Ambition prägen die wöchentlich stattfindenden Festwochen Konzerte in der Wiener Jazz-Institution Porgy & Bess. Eine große Bandbreite an Musiker:innen bespielen die Bühne mit neuen Interpretationen von Jazz, mit modernem R&B und zeitgenössischer Elektronik. Einer der Höhepunkte ist der Auftritt des experimentellen New Yorker R&B-Sängers serpentwithfeet, der in seinen bewegenden Songs Themen wie queere Schwarze Liebe, Gemeinschaft und Zärtlichkeit behandelt. Produzentin Beatrice Dillon bestreitet ihren Konzertabend mit Tabla-Spieler und Komponist Kuljit Bhamra. Beide haben schon auf Dillons LP Workaround (Release des Jahres der Musikzeitschrift The Wire) erfolgreich zusammengearbeitet. Neue Kollaborationen entstehen, wenn Dai Fujikura – auch mit dem Festwochen Auftragswerk Verwandlung eines Wohnzimmers in Wien zu Gast – mit Jan Bang, Eivind Aarset und Franz Hautzinger eine breit gefasste Idee von Jazz auf die Bühne bringt. Im Anschluss an die Konzerte wird das Porgy & Bess mit einem DJ-Line-up bei freiem Eintritt zum freitäglichen Treffpunkt für alle.
The Bow Maker begann als gemeinsames Projekt des japanischen Komponisten Dai Fujikura und des norwegischen Soundkünstlers Jan Bang. Fujikuras minimalistischer Kompositionsansatz und Bangs elektronische Klangbearbeitungen schaffen eine zeitlose, subtile und immersive Klanglandschaft. Gemeinsam mit dem norwegischen Gitarristen Eivind Aarset und dem österreichischen Trompeter Franz Hautzinger erzeugt das Duo einen Live-Sound, der sein Publikum in einen multidimensionalen Klangraum entführt. Die Grenzen zwischen akustischer und elektronischer Musik verschwimmen dabei zu einer sinnlich kontemplativen Erfahrung.
Dai Fujikura, Jan Bang, Eivind Aarset, Franz Hautzinger: The Bow Maker bewerten:
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Theater
MÉMÉ
Sarah Vanhee
Die eine Großmutter hatte sieben Kinder, die andere neun. Beide arbeiteten ihr Leben lang auf dem Feld und beteten zu Gott. Seither ist nicht viel Zeit vergangen und doch sind die Lebensumstände der in Brüssel lebenden Künstlerin Sarah Vanhee ganz anders. Mit ihrem tragikomischen Solo Mémé (wie sie eine ihrer Omas zärtlich nannte), setzt sich die Performerin und Autorin mit den persönlichen Geschichten ihrer Vorfahrinnen auseinander. Puppen, Objekte und Videos werden dabei zu Mitspieler:innen, um die Gegenwart im Kontakt mit der Vergangenheit und in Hinblick auf eine Zukunft zu reflektieren. Auf Westflämisch (dem Dialekt ihrer Großmütter), Niederländisch und Englisch bricht Vanhee, die in ihren Projekten Kunst konkret mit gesellschaftlichem Handeln verknüpft, eine Lanze für generationenübergreifende Solidarität. Eine Hymne auf alle Großmütter des 20. Jahrhunderts!
Konzept, Text, Performance: Sarah Vanhee
Objekte, Bühne: Toztli Abril de Dios
Sounddesign: Ibelisse Guardia Ferragutti
Outside eye: Christine de Smedt
On-screen Performance: Leander Polzer Vanhee
Mit Input von Familie Vanhee-Deseure
Preis 20 Euro
Sprache Westflämisch, Niederländisch und Englisch mit deutschen und englischen Übertiteln
Publikumsgespräch:
22. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Termine
So, 21.5.2023, 20:00 | Ticket
Mo, 22.5.2023, 20:00 | Ticket
Di, 23.5.2023, 20:00 | Ticketund weitere Termine
Am 30. Dezember 1922 wurde im Moskauer Bolschoi-Theater die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken gegründet. 100 Jahre später konzipiert die Kritikerin, Kuratorin und Theatermacherin Marina Davydova das Museum der ungezählten Stimmen. Ihr Anliegen ist Wissen darüber zu vermitteln, wie die Grenzen der Nationalstaaten innerhalb der UdSSR entstanden sind, warum sich diese Grenzen heute als Zeitbomben entpuppen und inwiefern sich die Kulturen der Länder, die einst die Sowjetunion bildeten, schon immer unterschieden haben. Die Besucher:innen betreten einen zum Museum stilisierten Raum, der vor ihren Augen zum Leben erweckt wird, sich verwandelt und einen Parcours durch inhaltlich komplexe Zusammenhänge anbietet. Die Sowjetunion wird in fünf Episoden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Von einer allgemeinen „wahren“ Geschichtsschreibung führt der Weg hin zum Widersprüchlichen, zum existenziell Biografischen. Die oppositionelle Russin Davydova, als Tochter eines Armeniers in Baku, Aserbaidschan, geboren, ist inzwischen zum zweiten Mal Vertriebene.
Konzept, Text, Regie: Marina Davydova
Bühne: Zinovy Margolin
Mit Musik von Vladimir Rannev
Video: Oleg Mikhailov
Licht: Iurii Galkin
Mitarbeit Recherche: Mikhail Kaluzhsky
Produktionsleitung: Ekaterina Voronova
Übersetzung: Sergei Ostrovsky, Sonia Ostrovsky (Englisch), Yvonne Griesel (Deutsch)
Preis 25 Euro
Sprache In mehreren Sprachen mit deutscher und englischer Übersetzung
Publikumsgespräch:
24. Mai, im Anschluss an die zweite Vorstellung
Termine
Mo, 22.5.2023, 17:00 | Ticket
Mo, 22.5.2023, 21:00 | Ticket
Di, 23.5.2023, 17:00 | Ticketund weitere Termine
Simon McBurney / Complicité
nach dem Roman GESANG DER FLEDERMÄUSE von Olga Tokarczuk
In einer abgelegenen Sommerhaussiedlung sterben mitten im Winter Männer durch mysteriöse Umstände. Die ortsansässige Janina Duszejko – ehemalige Brückeningenieurin, Lehrerin, Astrologin und leidenschaftliche Übersetzerin der Gedichte von William Blake – verdächtigt Waldtiere, Rache an jenen Menschen zu nehmen, die das Leben der Tiere nicht achten. Schon 2009 veröffentlichte die polnische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk den feministischen Kriminalroman Gesang der Fledermäuse. Vor dem Hintergrund neuer Formen von Ökoaktivismus und Umweltprotest ist es ein Werk von unheimlicher Brisanz. Mit einem zehnköpfigen Ensemble greift der britische Theatermacher Simon McBurney, zuletzt 2016 mit The Encounter bei den Wiener Festwochen zu Gast, die Fragestellungen des Romans auf und adaptiert den Stoff für die Bühne. Denn die Frage lautet nicht, wie weit wir für eine empathische Beziehung zur Natur gehen dürfen, sondern wie weit wir gehen müssen.
Adaption des Romans von Olga Tokarczuk
Regie: Simon McBurney
Mit Thomas Arnold, Johannes Flaschberger, Amanda Hadingue, Kathryn Hunter, Kiren Kebaili-Dwyer, Weronika Maria, Tim McMullan, César Sarachu, Sophie Steer, Alexander Uzoka
Bühne, Kostüme: Rae Smith
Licht: Paule Constable
Sounddesign: Christopher Shutt
Video: Dick Straker
Dramaturgie: Sian Ejiwunmi-Le Berre, Laurence Cook
Bewegungsregie: Toby Sedgwick
Komposition: Richard Skelton
Übersetzung: Antonia Lloyd-Jones (Englisch)
Regieassistenz: Gemma Brockis
Kostümassistenz: Johanna Coe Perücken Susanna Peretz
CDG Casting: Amy Bell
Kunstwerk: Patryk Hardziej
Sprache Englisch mit deutschen Übertiteln
Preise 20 / 35 / 45 / 60 Euro
Dauer 2 Std. 50 Min, inkl. 1 Pause
Termine
Mo, 22.5.2023, 20:00 | Ticket
Di, 23.5.2023, 20:00 | Ticket
Mi, 24.5.2023, 20:00 | Ticketund weitere Termine
DRIVE YOUR PLOW OVER THE BONES OF THE DEAD bewerten:
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Bewertungen & Berichte DRIVE YOUR PLOW OVER THE BONES OF THE DEAD
Gespräch
Sarah Vanhee
Talk
Anlässlich der Aufführung ihrer neuen Solo-Performance Mémé lädt die flämische Künstlerin Sarah Vanhee zum Filmscreening ins Stadtkino: Riddles of the Sphinx (1977) von Laura Mulvey und Peter Wollen ist der Versuch, die fetischisierte Darstellung von als weiblich gelesenen Menschen und Körpern im Mainstreamkino aufzubrechen. Das Screening wird begleitet von einer Einführung der Künstlerin, in der sie persönliche Bezüge zwischen dem Film und ihrer eigenen Arbeit über ihre Großmütter herstellt.
Kühne Brandreden, komische Konferenzen, dramatische Analysen, intime Lieder, bittere Storys, Lyrik, Slapstick, Umbruch – was ist das „Kleine“ an der Kleinkunst? Ist eine Abgrenzung gegenüber der sogenannten Hochkultur heute überhaupt noch relevant? Die Veranstaltungsreihe COMISH widmet sich den Formaten Kabarett, Comedy und Stand-Up und untersucht dabei auch die Kunstform an sich: ihr seltsames Understatement trotz des Reichtums an Spielarten, ihre historisch wichtige gesellschaftspolitische Kraft und das kritische Potenzial des gemeinsamen Lachens. An drei Abenden lädt die Autorin und Kabarettistin Maria Muhar lokale und internationale Künstler:innen ein, die Showbühne gemeinsam zu bespielen. Mit ihren Auftritten, teils neu geschrieben, teils aus dem Repertoire, entsteht ein Querschnitt aktueller Stile, Themen, Techniken und die traditionell männlich dominierte Kunstform wird mit erfrischender Dringlichkeit neu positioniert. Im besonderen Kabarett-Flair des Wiener Metropol in Hernals vereint COMISH das Profane, Politische und Poetische.
Was passiert mit dem Witz, wenn ihm ein Lied folgt, sich Klänge und Melodien einmischen? Was suchen Instrumente auf der Kabarettbühne, und ist das Publikum auch eins?
Musikalisch vielschichtig antwortet darauf das Duo RaDeschnig mit Evergreens aus seinem Repertoire sowie eigens für COMISH geschriebenen Nummern. Die bereits zweifach mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichneten Kärntner Zwillingsschwestern interpretieren musikalisches Unterhaltungstheater schräg, klug, und überraschen immer.
Egal ob bei queeren Comedyshows oder politischen Theaterperformances – die unverwechselbare Erzählkunst von Stefanie Sourial ist geprägt von leichtfüßigem Humor und expressivem Körpereinsatz, der oft an Pantomime und Slapstick erinnert. Für diesen Auftritt besinnt sich die vielseitige Bühnenkünstlerin auf ihre musikalischen Wurzeln zurück.
Erin Markey ist „hilariously sociopathic“ (The New York Times) und verpackt abgründige Komik in originelle Kompositionen zwischen hausgemachtem Pop und queeren Musical-Nummern. Ausgehend von der skurrilen Fantasie, dass die eigene Mutter überraschend als First Lady aus den US-Wahlen hervorgeht, erzählt Markey in musikalischen Essays vom Aufwachsen im Mittleren Westen, den Irrwegen innerfamiliärer Vertrautheit und den sehr unterschiedlichen Auffassungen feministischer Selbstbestimmtheit.
Matija Ferlin, Goran Ferčec, Luigi Dallapiccola, Cantando Admont, PHACE
Gesänge aus der Gefangenschaft
Der Komponist Luigi Dallapiccola wurde 1904 in Istrien geboren. Während des Ersten Weltkriegs war er gemeinsam mit seiner Familie in Graz interniert, später studierte er Klavier in Florenz und etablierte die Zwölftontechnik der Wiener Schule in Italien. Zwischen 1938 und 1941 schuf er unter dem Eindruck der Gewaltherrschaft Mussolinis seine drei Gesänge aus der Gefangenschaft. Basierend auf einem Gebet aus Stefan Zweigs Maria Stuart, einem Auszug aus Der Trost der Philosophie von Boethius und dem Psalm In Te Domine Speravi von Girolamo Savonarola gestaltete Dallapiccola einen zeitenübergreifenden atonalen Schrei gegen den Faschismus. Auf Einladung der Wiener Festwochen übersetzen der kroatische Choreograf Matija Ferlin und der Dramaturg und Autor Goran Ferčec 2023 gemeinsam mit dem Vokalensemble Cantando Admont, den zehn Musiker:innen von PHACE und fünf Schauspieler:innen die drei Lieder in drei szenische Bilder. Und schreiben, wie schon 2021 bei Sad Sam Matthäus, eine autofiktionale Erzählung ins Geschehen ein. Ein Abend, der dem menschlichen Bedürfnis nach Freiheit gewidmet ist.
Konzept: Matija Ferlin, Goran Ferčec
Regie, Choreografie, Kostüme: Matija Ferlin
Dramaturgie, Text: Goran Ferčec
Mit Musik von Luigi Dallapiccola
Vokalensemble: Cantando Admont
Sopran: Elina Viluma-Helling, Friederike Kühl, Mara Maria Möritz, Anna Piroli
Mezzosopran: Cosima Büsing, Elisabeth Irvine
Alt: Cornelia Sonnleithner, Justina Vaitkute
Tenor: Bernd Lambauer, Martin Mairinger, Hugo Paulsson-Stove, Angelo Testori
Bass: Matias Bocchio, Christoph Brunner, Karl Söderström, Ulfried Staber
Ensemble: PHACE
Klavier: Mathilde Hoursiangou, Jan Satler
Harfe: Tina Zerdin
Schlagwerk: Maria Chlebus, Harry Demmer, Igor Gross, Christian Pollheimer, Hannes Schöggl, Berndt Thurner
Bühne: Mauricio Ferlin
Regieassistenz: Koraljka Begović
Kostümassistenz: Desanka Janković
Mit Dušan Gojić, Rok Juričić, Lana Meniga, Tanja Smoje, Dijana Vidušin
Produktionsleitung: Silvija Stipanov
Preise 25 / 35 Euro
Sprache Kroatisch, Italienisch und Latein mit deutscher und englischer Übersetzun
In Marina Davydovas Museum of Uncounted Voices sucht eine einzelne Person im Labyrinth der Geschichte der ehemaligen Sowjetunion nach objektiver Wahrheit. In der Originalversion von Exodus erzählt Mikheil Charkviani persönliche Geschichten aus den Kriegen, die die noch junge unabhängige georgische Lebenswelt maßgeblich geprägt haben. Im Gespräch erörtern die Künstler:innen das Verhältnis von künstlerischer Praxis und politischer Realität, von individueller Handlungsfreiheit und historischer Unausweichlichkeit.
Bewertungen & Berichte Marina Davydova und Mikheil Charkviani
Theater
ANTIGONE IM AMAZONAS
Milo Rau / NT Gent
„Ungeheuer ist viel, doch nichts / Ungeheurer als der Mensch“, heißt es in der Antigone von Sophokles. Und so hieß es auch in der Eröffnungsrede der Wiener Festwochen 2020, online gehalten von der brasilianischen Schauspielerin und indigenen Aktivistin Kay Sara. Drei Pandemiejahre später steht Kay Sara endlich als Protagonistin auf der Burgtheaterbühne.
Mit Antigones Aufbegehren gegen Kreons Tyrannis der Ungerechtigkeit hebt sie in Milo Raus Tragödienüberschreibung zu einer umfassenden Anklage an: In Brasilien, wo etwa 10 Prozent der Bevölkerung 80 Prozent des Bodens besitzen, setzt sich die Bewegung der Landarbeiter ohne Boden (MST) für eine radikale Landreform ein. Als Chor der Landlosen beobachten und kommentieren sie das Bühnengeschehen zwischen Kreon, Antigone, ihrem Verlobten Haimon und dessen Mutter Eurydike von der riesigen Videowand herab. Als letzter Teil seiner Antiken-Trilogie, die mit Orest in Mossul (2019 bei den Wiener Festwochen) begann, erzählt Milo Rau die Geschichte von Recht und Unrecht als blutiges Aufeinandertreffen von traditioneller Weisheit und Turbokapitalismus nach.
Konzept, Regie: Milo Rau
Text: Milo Rau & Ensemble
Mit Arne De Tremerie, Frederico Araujo, Kay Sara, Sara De Bosschere
Musik: Elisabeth de Loore, Pablo Casella
Mitarbeit Dramaturgie: Giacomo Bisordi, Douglas Estevam, Martha Kiss Perrone
Mit Musik von Elia Rediger Licht Dennis Diels
Bühne: Anton Lukas
Video: Moritz von Dungern
Kostüme: Anton Lukas, An De Mol
Regieassistenz: Katelijne Laevens
Produktionsleitung: Klaas Lievens
Technische Leitung: Oliver Houttekiet
Inspizienz: Marijn Vlaeminck
Regiehospitanz: Chara Kasaraki
Preise 4 (Stehplatz) / 7,50 / 10 / 15 / 25 / 35 / 45 / 53 / 60 Euro
Sprache Englisch, Portugiesisch, Tukano mit deutschen und englischen Übertiteln
Publikumsgespräch:
26. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Üppig drapiert, fügen sich handgegossene, tiefviolette Latexbahnen zu einem Bühnenportal. Wandleuchten, Getränkekühler und Scheinwerferstative – alles ist Teil der Einzelausstellung Liaison der Künstlerin Liesl Raff im Franz Josefs Kai 3. Die in Wien lebende Bildhauerin, in deren Werk Latex, Epoxidharz, Palmenblätter und Stahl enge Verbindungen eingehen, gestaltet das Untergeschoss des Ausstellungsraums als Theater und Bar. Mit den Wiener Festwochen erwachen die Skulpturen und werden zur Bühne für darstellende Kunst und Musik. In der Geborgenheit der Nacht wird eine Liaison eingegangen: zwischen den Materialien, zwischen einem Kellertheater und einem Undergroundlokal, zwischen den verschiedenen Künsten und dem Publikum. Ob Tanz, Performance oder One-Woman-Punk-Band – im Club Liaison finden das Verruchte und Subversive, das Melancholische und Absurde einen sicheren Ort.
Öffnungszeiten Club Liaison:
25. Mai bis 18. Juni
Donnerstag, 20 bis 24 Uhr, Sonntag 18 bis 22 Uhr
Eintritt frei
first come, first served
Termine
Do, 25.5.2023, 22:00 | Ticket
So, 28.5.2023, 20:00 | Ticket
Do, 1.6.2023, 22:00 | Ticketund weitere Termine
So, 4.6.2023, 20:00 | Ticket
Do, 8.6.2023, 22:00 | Ticket
So, 11.6.2023, 20:00 | Ticket
Do, 15.6.2023, 22:00 | Ticket
So, 18.6.2023, 20:00 | Ticket
Ort
Raum für Zeitgenössische Kunst
Franz-Josefs-Kai 3
A-1010 Wien
Musikalische Offenheit und Ambition prägen die wöchentlich stattfindenden Festwochen Konzerte in der Wiener Jazz-Institution Porgy & Bess. Eine große Bandbreite an Musiker:innen bespielen die Bühne mit neuen Interpretationen von Jazz, mit modernem R&B und zeitgenössischer Elektronik. Einer der Höhepunkte ist der Auftritt des experimentellen New Yorker R&B-Sängers serpentwithfeet, der in seinen bewegenden Songs Themen wie queere Schwarze Liebe, Gemeinschaft und Zärtlichkeit behandelt. Produzentin Beatrice Dillon bestreitet ihren Konzertabend mit Tabla-Spieler und Komponist Kuljit Bhamra. Beide haben schon auf Dillons LP Workaround (Release des Jahres der Musikzeitschrift The Wire) erfolgreich zusammengearbeitet. Neue Kollaborationen entstehen, wenn Dai Fujikura – auch mit dem Festwochen Auftragswerk Verwandlung eines Wohnzimmers in Wien zu Gast – mit Jan Bang, Eivind Aarset und Franz Hautzinger eine breit gefasste Idee von Jazz auf die Bühne bringt. Im Anschluss an die Konzerte wird das Porgy & Bess mit einem DJ-Line-up bei freiem Eintritt zum freitäglichen Treffpunkt für alle.
Maurice Louca ist eine der interessantesten Figuren der florierenden ägyptischen Musikszene. Begleitet von dem libanesischen Trio A stellt Louca seine neueste LP The Luck Hour vor – vom Guardian für die „entrückte Schönheit“ gelobt. Bei dem rein akustischen Konzert kommen unkonventionelle Instrumente und Sounds zum Einsatz, wie etwa zu Trompeten umfunktionierte Rohre und Gartenschläuche, an die Tonleitern des Maqam angepasste Gitarren oder mit Wäscheklammern bespannte Saiten. Improvisierte Musik meets ägyptischen Chaabi meets psychedelischen Folk.
Bewertungen & Berichte Maurice Louca: The Luck Hour
Theater
ANGELA (A STRANGE LOOP)
Susanne Kennedy, Markus Selg
Angela funktioniert in ihrem Alltag – bis eine unbestimmte Krankheit eintritt, die ihren Blick auf die Welt verändert. Oder treten die Mutationen nicht nur an ihr selbst, sondern an der gesamten Umgebung auf? Die neue Produktion der Regisseurin Susanne Kennedy reflektiert die pandemische Situation im Allgemeinen und die Verwundbarkeit weiblicher Körper im Besonderen. Einschränkung, Isolation, Ungleichbehandlung, was bedeutet es, am Leben zu sein? Neben der Figur Angela tritt der Bühnenraum des bildenden Künstlers Markus Selg als zweiter, virtueller Protagonist in Erscheinung. Das private Zimmer wird zur Echokammer, Angelas Krankheitssymptome manifestieren sich in den Projektionen im Raum. Nach Einstein on the Beach setzen Kennedy und Selg ihre Suche nach alternativen Formen des Miteinanderlebens fort. In ANGELA koexistieren die Stimmen und Gesten der fünf Performer:innen mit den Bewegungen virtueller Entitäten. Ritual und Gemeinschaft sind in dieser Theatersprache essenziell.
Konzept: Susanne Kennedy, Markus Selg
Regie, Text: Susanne Kennedy
Mit Diamanda Dramm, Ixchel Mendoza Hernández, Kate Strong, Tarren Johnson, Dominic Santia
Dramaturgie: Helena Eckert
Bühne: Markus Selg
Licht: Rainer Casper
Sounddesign, Montage: Richard Alexander
Soundtrack: Diamanda Dramm, Richard Alexander
Musik: Diamanda Dramm
Video: Rodrik Biersteker, Markus Selg
Kostüme: Andra Dumitrascu
Produktionsleitung: Philip Decker
Preise 25 / 35 Euro
Sprache Englisch mit deutschen Übertiteln
PUBLIKUMSGESPRÄCH
28. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Termine
So, 28.5.2023, 20:00 | Ticket
Mo, 29.5.2023, 20:00 | Ticket
Di, 30.5.2023, 20:00 | Ticketund weitere Termine
Der Komponist, Produzent, Multiinstrumentalist und Sänger Devonté Hynes, auch bekannt als Blood Orange, ist einer der hellen Sterne am zeitgenössischen Popmusikhimmel. Mit großem Talent komponiert er über die Genregrenzen hinweg und entzieht sich jeder Kategorisierung. Er vereint Einflüsse aus klassischer Musik und modernem R&B zu einer eigenständigen künstlerischen Vision, die das Komplexe und Uneindeutige von Identität im 21. Jahrhundert widerspiegelt. Genauso wie die großen universellen Emotionen in seiner Musik nie fehlen, thematisiert Hynes auch die offenen Wunden, Traumata und Errungenschaften vulnerabler Gruppen wie PoC, queerer oder trans Communitys. Neben eigenen Projekten und Auftragsarbeiten für Film und Fernsehen arbeitete Hynes mit Künstler:innen wie Philip Glass, Mariah Carey, Kylie Minogue, Blondie oder Solange und war 2021 für einen Grammy nominiert. In seinem Konzert im Wiener Burgtheater präsentiert er gemeinsam mit dem Big Island Orchestra, unter der musikalischen Leitung von Martin Gellner, dem Pianisten Adam Tendler und der Cellistin Marie Spaemann neue Arrangements seines Klavierkonzerts Happenings, des Cellokonzerts Origin sowie seiner Filmmusik.
Mit Musik von Devonté Hynes
Klavier: Devonté Hynes, Adam Tendler
Cello: Marie Spaemann
Orchester: Big Island Orchestra
Musikalische Leitung: Martin Gellner
Für seine Arbeit an Lulu begibt sich Dirigent Maxime Pascal auf die Spuren von Alban Bergs Musik. Im Zuge einer Stadttour sucht er mit den Besucher:innen nach den Fährten des Komponisten in Hietzing: Rund um die von der Alban Berg Stiftung behutsam erhaltene Wohnung samt Garten, das Elternhaus seiner Frau Helene und das Ehrengrab der beiden auf dem Hietzinger Friedhof entsteht ein ganz persönlicher Blick auf das Leben und Werk Alban Bergs.
Sprache Englisch, Deutsch
ANMELDUNG
ab 24. April.
Begrenzte Teilnehmer:innenzahl
Feijoada ist ein Eintopf aus Bohnen und Fleisch, ein typisches Sonntagsessen, ein Symbol brasilianischer Gastfreundschaft. Umgeben von Musiker:innen, Tänzer:innen und Performer:innen lädt der Choreograf Calixto Neto das Publikum ein, die Zubereitung einer Feijoada in Echtzeit mitzuerleben. Die Gerüche des Kochprozesses vermengen sich mit Samba-Tänzen, Liedern, persönlichen und politischen Anekdoten. Welches Fleisch ist am Markt das günstigste? Woher kommen die Ungleichheiten, die Brasiliens Gesellschaft prägen? Welche Körper sind Gewalt ausgesetzt? Und wie kann die Geschiche des Nationalgerichts Feijoada noch erzählt werden? In dieser Roda de Samba, einer speziellen Zusammenkunft, bei der im Kreis musiziert und getanzt wird, werden Rhythmus und Bewegung zur gemeinsamen Sprache. Indem Neto seine Feijoada als Performance mit anschließender Verkostung nach Wien bringt, initiiert er unverblümte Begegnungen zwischen Menschen und ihren Kulturen.
Choreografie: Calixto Neto, Ana Laura Nascimento
Musikalische Leitung: Yure Romão
Mit Emilia Chamone, Julia Donley, Acauã El Bandide Shereya, Kaiodê Encarnação, James Müller, Ana Laura Nascimento, Calixto Neto, Yure Romão, Silex Silence, Marina Uehara
Technische Leitung, Licht: Beatriz Kaysel
Kostüme: Annie Melza Tiburce
Produktionsleitung, Distribution: Julie Le Gall
Preis 25 Euro
Sprache Englisch
Dauer ca. 2 Std. 30 Min.
Publikumsgespräch:
31. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Jahrelang waren Sonja und ihr Onkel Wanja mit der Verwaltung der Ländereien betraut. Dann kehrt der erfolglose Professor Serebrjakow auf das Gut seiner verstorbenen Frau zurück. Angesichts der Veränderungen versinken die dort Anwesenden in ein aus bloßen Konjunktiven bestehendes Lamentieren. In seiner preisgekrönten Inszenierung des 1899 uraufgeführten Dramas von Anton Tschechow wirft der slowenische Regisseur Tomi Janežič einen kritischen Blick auf die heutige Erfolgs- und Leistungsideologie. Bei Janežič schlägt das Lachen über die Loser in ein Gefühl von Solidarität und Sympathie um. In dem provisorisch und spärlich eingerichteten Pressspanplattenraum lassen die Krisen, Entblößungen und Versöhnungen der Beteiligten den Unort zum Zuhause werden. Dem zehnköpfigen Ensemble des State Small Theatre Vilnius gelingt es, in den Konflikten um Handlungsmacht zwischen Individuum und Gesellschaft große Empathie für die Fragilität und Verletzbarkeit des Menschen zu erzeugen.
Regie, Adaptation: Tomi Janežič
Text: Anton Tscheckow
Dramaturgie: Nina Rajic Kranjac Bühne Branko Hojnik
Kostüme: Marina Sremac
Licht: Tomi Janežič, Branko Hojnik
Übersetzung: Laura Kutkaitė
Preise 15 / 20 / 25 / 38 Euro
Sprache Litauisch mit deutschen und englischen Übertiteln
Dauer 4 Std. 40 Min., ink
COMISH: David Scheid, Malarina, Jean-Philippe Kindler
WTF?! – Über das kritische Potenzial des gemeinsamen Lachens
Bei einem Abend darüber, was Politsatire alles sein kann, darf Kabarett-Shooting-Star Malarina nicht fehlen. In ihrer mehrfach preisgekrönten Rolle der rechts-affinen Austro-Serbin gilt sie zweifelsohne als eine der lustigsten Beobachter:innen der österreichischen Politik. Für COMISH wird sie einige ihrer scharfzüngigsten Analysen auf die Attribute einfach immer noch gut oder leider immer noch aktuell abklopfen und diese um neu entwickelte Nummern erweitern.
„Hip Hop darf lustig sein und Kabarett muss doper werden.“ Diplomatisch, aber bestimmt remixt und sabotiert David Scheid in seinem Schaffen die Codes von Sub- und Hochkultur. An den Turntables beehrt er das Metropol als DJ tagespolitischer Sample-Kunst und MC gegenwärtiger und privater Zustände.
Und wie sieht es nebenan eigentlich aus? Mit seinem aktuellen Stand-up Programm Deutschland umtopfen will Jean-Philippe Kindler die Bundesrepublik von neoliberaler Staunässe befreien. Der deutschsprachige Meister im Poetry Slam „… ist ein Kämpfer für die Gerechtigkeit, der die Worte und die Sprache liebt. Und die lieben ihn zurück.“ (Jury Prix Pantheon, 2020)
COMISH: David Scheid, Malarina, Jean-Philippe Kindler bewerten:
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Bewertungen & Berichte COMISH: David Scheid, Malarina, Jean-Philippe Kindler
Musik
SINGING YOUTH
Judit Böröcz, Bence György Pálinkás, Máté Szigeti
Eine Theatermacherin, ein bildender Künstler und ein Musiker haben sich zusammengetan, um ein reales Denkmal zum Leben zu erwecken. Singende Jugend heißt die überlebensgroße Figurengruppe, die 1953 vom griechischen Bildhauer Memos Makris, damals ein politischer und willkommener Flüchtling in Ungarn, vor dem großen Sportstadion in Budapest errichtet wurde. Dort steht sie noch heute; sie hat den Systemwechsel von 1989 ebenso überlebt wie den Abriss des besagten Stadions. Der 2019 von Viktor Orbán errichtete Neubau der Puskás Aréna ist mittlerweile nicht mehr dem Volk, sondern der Nation gewidmet. In dem A-cappella-Stück verdoppeln sechs junge Sänger:innen die Skulptur und zitieren Agitprop-Lieder des aufkommenden Kommunismus der Jahre 1945 bis 1956 genauso wie heutige Popsongs von Künstler:innen, die mit der aktuellen Regierung sympathisieren. In textlicher Hinsicht werden überraschend wortähnliche Zitate politischer Reden von damals und heute zu einer Auseinandersetzung mit Sport und Kultur als Mittel der Propaganda montiert.
Text, Regie: Judit Böröcz, Bence György Pálinkás, Máté Szigeti
Musik: Máté Szigeti
Chorleitung: Péter Fehérváry
Chor: Benjamin Bozi, Péter Fehérváry, György Juhász, Maxim Jurin, Katalin Mezei, Eszter Sokhegyi
Choreografie: Zsófia Tamara Vadas
Licht: Balázs Szabon
Übersetzung: Anna Bentley (Englisch), Sophia Matteikat (Deutsch)
Video: Sári Ember
Fotografie: Sári Ember, Dániel Pék, Zsófia Sivák, András Móra / Fortepan, József Kovács / Fortepan
Dokumentation: László Dinea, András Szőnyi
Preis 25 Euro
Sprache Ungarisch mit deutschen und englischen Übertiteln
Publikumsgespräch:
2. Juni, im Anschluss an die Vorstellung
Der für sein gefinkeltes Storytelling bekannte argentinische Theatermacher Mariano Pensotti und seine Grupo Marea präsentieren mit Das Stück einen fiktionalen Dokumentartheaterabend – unwahrscheinlich wie die Wirklichkeit und in sich verschachtelt wie eine Matrjoschka-Puppe. Vor einer rotierenden Kulisse erzählen fünf Schauspieler:innen eine Geschichte. Und die geht so: Ein in Wien lebender Theatermacher stolpert über einen Zeitungsartikel in The Guardian. In der Folge begibt er sich auf eine Reise nach Argentinien, um vor Ort die Biografie des polnischen Juden Simon Frank zu recherchieren.
Und die geht so: Nach seiner Flucht vor dem Nationalsozialismus baut Frank gemeinsam mit der argentinischen Dorfgemeinschaft sein ehemaliges Zuhause als Kulisse nach und bringt Jahr für Jahr und immer umfangreicher seine Lebensgeschichte als Theaterstück auf die Bühne. Bis eines Tages alles zusammenbricht. Das Stück aber, in dem die fünf Schauspieler:innen als ehemals Beteiligte von ihren Erfahrungen erzählen, das geht so …
Text, Regie Mariano Pensotti Mit Rami Fadel, Alejandra Flechner, Diego Velázquez, Susana Pampin, Horacio Acosta Bühne, Kostüme Mariana Tirantte Musik Diego Vainer Künstlerische Produktionsleitung Florencia Wasser Licht David Seldes Video Martin Borini Regieassistenz Juan Reato Dramaturgie Aljoscha Begrich
Preise 25 / 35 Euro
Sprache Spanisch mit deutschen und englischen Übertiteln
Publikumsgespräch:
3. Juni, im Anschluss an die Vorstellung
Termine
Fr, 2.6.2023, 20:00 | Ticket
Sa, 3.6.2023, 20:00 | Ticket
So, 4.6.2023, 20:00 | Ticketund weitere Termine
Musikalische Offenheit und Ambition prägen die wöchentlich stattfindenden Festwochen Konzerte in der Wiener Jazz-Institution Porgy & Bess. Eine große Bandbreite an Musiker:innen bespielen die Bühne mit neuen Interpretationen von Jazz, mit modernem R&B und zeitgenössischer Elektronik. Einer der Höhepunkte ist der Auftritt des experimentellen New Yorker R&B-Sängers serpentwithfeet, der in seinen bewegenden Songs Themen wie queere Schwarze Liebe, Gemeinschaft und Zärtlichkeit behandelt. Produzentin Beatrice Dillon bestreitet ihren Konzertabend mit Tabla-Spieler und Komponist Kuljit Bhamra. Beide haben schon auf Dillons LP Workaround (Release des Jahres der Musikzeitschrift The Wire) erfolgreich zusammengearbeitet. Neue Kollaborationen entstehen, wenn Dai Fujikura – auch mit dem Festwochen Auftragswerk Verwandlung eines Wohnzimmers in Wien zu Gast – mit Jan Bang, Eivind Aarset und Franz Hautzinger eine breit gefasste Idee von Jazz auf die Bühne bringt. Im Anschluss an die Konzerte wird das Porgy & Bess mit einem DJ-Line-up bei freiem Eintritt zum freitäglichen Treffpunkt für alle.
Die österreichische Sängerin und Gesangskünstlerin Agnes Hvizdalek ist bekannt für ihre experimentellen Vokalperformances, in denen sie den Klang ihrer Stimme durch Techniken wie Kehlkopf- oder Obertongesang manipuliert. Jakob Schneidewind, Mitglied der österreichischen Elektronik-Band Elektro Guzzi, lässt in seinen Performances mittels Drumcomputern, Synthesizern und Effekten elektronische Klänge zu einem dynamischen Sound verschmelzen. Als PNØ schaffen Hvizdalek und Schneidewind gemeinsam ein innovatives Klangerlebnis, das die Grenzen der akustischen und elektronischen Musik verschiebt.
21 Uhr Strenge Kammer Agnes Hvizdalek solo
22 Uhr Großer Saal Agnes Hvizdalek und Jakob Schneidewind
Bewertungen & Berichte Agnes Hvizdalek, Jakob Schneidewind
Theater
PINOCCHIO
Wu Tsang / Moved by the Motion
nach dem Roman von Carlo Collodi
Der italienische Schriftsteller Carlo Collodi erfand 1881 eine heute weltbekannte Figur und gab ihr den Namen Pinocchio, Pinienauge. Diese Marionette aus Holz hat von ihren früheren Mitbäumen einiges gelernt: Sie ist großzügig, neugierig und frei von Angst. Und sie möchte ein echter Mensch werden. „Mich halten keine Fäden fest.“ Was das ist, ein „echter Mensch“, was so toll daran sei und ob der Wald den Menschen nicht einiges an „Menschlichkeit“ voraushat, fragt sich die Regisseurin, Filmemacherin und Performance-Künstlerin Wu Tsang gemeinsam mit ihrer Gruppe Moved by the Motion. Die zauberhafte Inszenierung und Neuinterpretation der Figur spüren der Verwandtschaft Pinocchios zur großen Baumgemeinschaft nach. Auf einer glitzernden Spiegelfläche und vor einer riesengroßen Videowand verwandeln sich die Schauspieler:innen in Bäume, Marionetten und überraschende Zwischenwesen. Fantastische Kostüme, Bewegung und Musik, Poesie und Animation verbinden sich zu einem Theatererlebnis für Kinder und Erwachsene gleichermaßen.
Künstlerische Leitung: Moved by the Motion (Wu Tsang, Tosh Basco, Asma Maroof, Josh Johnson, Patrick Belaga)
Regie: Wu Tsang
Mit Tosh Basco, Vincent Basse, Josh Johnson, Tabita Johannes, Kay Kysela, Deborah Macauley, Sasha Melroch, New Kyd, Benjamin Radjaipour, Yèinou
Bewegungsregie: Tosh Basco Choreografie Josh Johnson
Musik: Asma Maroof
Text: Sophia Al-Maria
Bühne: Nina Mader
Kostüme: Kyle Luu
Haardesign: Sara Matthiasson
Dramaturgie: Joshua Wicke Touring, International Relations Björn Pätz
Produktionsleitung: Laura D'Incau
Licht: Frank Bittermann
Produktionsassistenz: Mahlia Theismann
Bühnenbildassistenz: Eva Lillian Wagner
Kostümassistenz: Paula Henrike Herrmann, Mona Eglsoer
Produktionshospitanz: Luca Schäfer
Hospitanz Bühne: Anouk Eugster
Hospitanz Dramaturgie: Yèinou Avognon
Inspizienz: Dayen Tuskan
Soufflage: János Stefan Buchwardt
Übertitel Einrichtung: PANTHEA
Preise 4 (Stehplatz) / 7 / 10 / 15 / 20 / 25 / 30 / 40 Euro
Sprache Deutsch mit englischen Übertiteln
Alter: ab 7 Jahren
Termine
Sa, 3.6.2023, 17:00 | Ticket
So, 4.6.2023, 17:00 | Ticket
Mo, 5.6.2023, 10:00 | Ticket
Ort
Volkstheater
Arthur-Schnitzler-Platz 1
A-1070 Wien
Judit Böröcz, Bence György Pálinkás und Máté Szigeti
In Singing Youth setzen sich Judit Böröcz, Bence György Pálinkás und Máté Szigeti ausgehend von dem gleichnamigen Denkmal vor der Puskás Aréna in Budapest mit Sport, Kultur und Propaganda auseinander. Die Tour durch das Allianz Stadion – Heimstätte des SK Rapid – führt vom Spielfeldrand über die Tribüne bis in den VIP-Bereich. Wie wird Ideologie in Beton gegossen? Und wie sehr verändert sich der riesige Raum, wenn man ihn nur mit einer kleinen Gruppe von Menschen teilt?
Sprache Englisch
ANMELDUNG
ab 24. April.
Begrenzte Teilnehmer:innenzahl.
Termine
So, 4.6.2023, 11:00 | Ticket
So, 4.6.2023, 14:00 | Ticket
Ort
Allianz Stadion
Gerhard-Hanappi-Platz 1
A-1140 Wien
Drei Frauen werden an der hochgesicherten Grenze zu Europa verhört.
Eine Jesidin aus dem Irak, die vor dem Islamischen Staat geflüchtet ist, eine Afghanin, die ihrem gewalttätigen Ehemann entkommen konnte, und eine Libyerin, deren bisheriges Leben von Armut, Hunger und sexueller Gewalt bestimmt war. Und dann ist da noch ein neugeborenes Kind. Keine der drei Frauen bekennt sich zur Mutterschaft, um den Aufenthalt des Kindes in Europa auch im Fall einer Abschiebung abzusichern. Die Wortgefechte zwischen dem Beamten und den Verhörten sind rasant, eine Dolmetscherin versucht zu vermitteln. In der Inszenierung der iranischen Regisseurin Afsaneh Mahian, zuletzt 2016 mit Die Anpassung im Programm der Wiener Festwochen, werden alle drei Frauen von der international preisgekrönten Fatemeh Motamed-Arya verkörpert. Ihr Schauspiel auf einer Bahn aus Sand zwischen den Publikumstribünen zieht in den Bann.
Text: Naghmeh Samini
Regie: Afsaneh Mahian
Beratung Regie: Manouchehr Shoja
Mit Fatemeh Motamed-Arya, Mehran Nael, Shiva Fallahi
Bühne, Kostüme, Licht: Manouchehr Shoja
Inspizienz: Mehdi Safarzadeh Khaniki
Internationale Koordination: Gilnaz Yousefian
Trailer: Mohammad Mehdi Lorestani
Preise 20 / 30 Euro
Sprache Farsi mit deutschen und englischen Übertiteln
Dauer 75 Min.
Publikumsgespräch:
6. Juni, im Anschluss an die Vorstellung
Termine
So, 4.6.2023, 20:30 | Ticket
Mo, 5.6.2023, 20:30 | Ticket
Di, 6.6.2023, 20:30 | Ticketund weitere Termine
„Jin, Jîyan, Azadî“ – Frau, Leben, Freiheit!
Unter dieser Parole formierten sich nach dem Tod in Polizeigewalt der 22 jährigen kurdischen Iranerin Jina Mahsa Amini im September 2022 die Proteste gegen das patriarchal-repressive System. Der Widerstand von Frauen im Iran wurde zum global leuchtenden Hoffnungsschimmer für eine andere Zukunft. Die Wiener Festwochen laden heuer drei international renommierte Autorinnen ein, deren Schreiben nach Wegen hin in diese Zukunft sucht.
Tsitsi Dangarembga, 2021 ausgezeichnet mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, erzählt vom Ringen einer heranwachsenden Schwarzen Frau in Simbabwe um Selbstbestimmung und Freiheit. Die spanische Autorin Cristina Morales, die mit ihrem Roman Leichte Sprache jede Form der Bevormundung von Menschen mit Behinderungen unterläuft, stellt mit der lateinamerikanischen Feministin María Galindo ihre Poetik des „Bastardismo“ vor. Naghmeh Samini, Autorin des Stücks Das Kind, spannt in ihrem Vortrag den Bogen über 100 Jahre weiblichen Widerstand im Iran bis in die Gegenwart.
Naghmeh Samini, Autorin des Stücks Das Kind, spannt in ihrem Vortrag den Bogen über 100 Jahre weiblichen Widerstand im Iran bis in die Gegenwart.
Sprache Englisch
*Eintritt frei mit Vorstellungsticket von Das Kind vom 5. Juni
Preise 7 Euro pro Termin / alle 3 Termine im Kombi-Angebot zu 15 Euro
Sprache Englisch (14. Mai und 5. Juni), Spanisch mit deutscher Übersetzung (7. Juni)
„Jin, Jîyan, Azadî“ – Frau, Leben, Freiheit!
Unter dieser Parole formierten sich nach dem Tod in Polizeigewalt der 22 jährigen kurdischen Iranerin Jina Mahsa Amini im September 2022 die Proteste gegen das patriarchal-repressive System. Der Widerstand von Frauen im Iran wurde zum global leuchtenden Hoffnungsschimmer für eine andere Zukunft. Die Wiener Festwochen laden heuer drei international renommierte Autorinnen ein, deren Schreiben nach Wegen hin in diese Zukunft sucht.
Tsitsi Dangarembga, 2021 ausgezeichnet mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, erzählt vom Ringen einer heranwachsenden Schwarzen Frau in Simbabwe um Selbstbestimmung und Freiheit. Die spanische Autorin Cristina Morales, die mit ihrem Roman Leichte Sprache jede Form der Bevormundung von Menschen mit Behinderungen unterläuft, stellt mit der lateinamerikanischen Feministin María Galindo ihre Poetik des „Bastardismo“ vor. Naghmeh Samini, Autorin des Stücks Das Kind, spannt in ihrem Vortrag den Bogen über 100 Jahre weiblichen Widerstand im Iran bis in die Gegenwart.
Die spanische Autorin Cristina Morales, die mit ihrem Roman Leichte Sprache jede Form der Bevormundung von Menschen mit Behinderungen unterläuft, stellt mit der lateinamerikanischen Feministin María Galindo ihre Poetik des „Bastardismo“ vor.
Sprache Spanisch mit deutscher Übersetzung
Preise 7 Euro pro Termin / alle 3 Termine im Kombi-Angebot zu 15 Euro
Sprache Englisch (14. Mai und 5. Juni), Spanisch mit deutscher Übersetzung (7. Juni)
COMISH: Toxische Pommes, Maria Muhar, Lea Blair Whitcher
Ich bin eine andere – Über Kunstfiguren & Kunststücke im Patriarchat
Kühne Brandreden, komische Konferenzen, dramatische Analysen, intime Lieder, bittere Storys, Lyrik, Slapstick, Umbruch – was ist das „Kleine“ an der Kleinkunst? Ist eine Abgrenzung gegenüber der sogenannten Hochkultur heute überhaupt noch relevant? Die Veranstaltungsreihe COMISH widmet sich den Formaten Kabarett, Comedy und Stand-Up und untersucht dabei auch die Kunstform an sich: ihr seltsames Understatement trotz des Reichtums an Spielarten, ihre historisch wichtige gesellschaftspolitische Kraft und das kritische Potenzial des gemeinsamen Lachens. An drei Abenden lädt die Autorin und Kabarettistin Maria Muhar lokale und internationale Künstler:innen ein, die Showbühne gemeinsam zu bespielen. Mit ihren Auftritten, teils neu geschrieben, teils aus dem Repertoire, entsteht ein Querschnitt aktueller Stile, Themen, Techniken und die traditionell männlich dominierte Kunstform wird mit erfrischender Dringlichkeit neu positioniert. Im besonderen Kabarett-Flair des Wiener Metropol in Hernals vereint COMISH das Profane, Politische und Poetische.
Welche Verheißungen und Realitäten beschreiben den Weg ins Scheinwerferlicht? Und welche subversive Kraft liegt dabei in der Schöpfung einer Kunstfigur, dem kühnen Wechseln zwischen Rollen? „Wenn Kabarett Kunst ist, dann ist das, was Satire-Accounts auf TikTok machen, auch Kunst.“ Mit ihren viralen Kurzvideos schafft es TikTok-Comedian Toxische Pommes in nur wenigen Sekunden Ungerechtigkeiten, Alltagsrassismus, Privilegien und Doppelmoral treffsicher zu entlarven. Neben einem kleinen Best-Of hat sie eigens für COMISH Videos maßgeschneidert, in denen sie gewohnt gekonnt in unterschiedliche Rollen schlüpft.
Im überspannten Spagat zwischen privat und politisch widmet sich Kabarettistin Maria Muhar einer Dekonstruktion genreeigener Muster und Rituale. Im Zusammenspiel mit Musiker*in GLAM drischt sie kleinkünstlerische Phrasen bis ins Lyrische und zerlegt dabei ermüdende Rollenklischees auf und hinter den Unterhaltungsbühnen.
„Humor funktioniert über das Scheitern. Wenn Männer scheitern, ist das tragisch. Wenn eine Mutter scheitert, wird es existenziell.“ Mit ihrer abgründig-humoristischen One-Woman-Show Mama Love spielt die Schweizerin Lea Whitcher mit der Absurdität von idealisierten und toxischen Mutterbildern und verstrickt sich ungebremst selbst in diesen.
Ein Schiff, ein Schloss, ein Auto und ein Pferd. Als Kinder finden wir auf dem Spielplatz eine kleine Welt vor. Gebaut zum bloßen Vergnügen, für körperliche Ertüchtigung und als Bühnenbild für blühende Fantasien, treten die Spielplatz-Bauten in melancholic ground jenseits ihrer gewohnten Funktionen auf. Auf dem wippenden Pferd und der Rutsche agieren 14 Performer:innen verschiedener Generationen, sie vollziehen ihre Bewegungen in extremer Langsamkeit, in stockendem Fluss oder bieten, plüschkostümiert, sich selbst zum Spielzeug für die anderen an. Für ihre neue Arbeit geht Doris Uhlich, eine der international renommiertesten Choreografinnen Österreichs, dem Gefühl der Melancholie nach. Anstatt zur Vereinzelung zu führen, macht melancholic ground den Zustand kollektiv erlebbar. Im absurden Disneyland zwischen Klettergerüst und Sand wird subtiler Widerstand geleistet, gegen das Diktat der Produktivität und die Normierung der Körper.
Konzept, Choreografie: Doris Uhlich Mit Hugo Le Brigand, Pêdra Costa, Adil Embaby, Ann Muller, Andrius Mulokas, Moravia Naranjo, Mzamo Nondlwana, Gabriele Oßwald, Karin Pauer, Florian Reither, Vera Rosner, Wolfgang Sautermeister, Grete Smitaite, Haha Wang
Räumliche Interventionen: Juliette Collas, Marco Tölzer
Kostüme: Katharina Heistinger
Beratung Kostüme: Ann Muller
DJ, Sound: Boris Kopeinig
Dramaturgie: Adam Czirak
Dramaturgiehospitanz: Johann Ebert
Social Media: Esther Brandl
Produktionsleitung: Margot Wehinger, Helen Parkes
Companymanagement: Margot Wehinger
Eintritt frei
PUBLIKUMSGESPRÄCH
10. Juni, im Anschluss an die Vorstellung
Termine
Mi, 7.6.2023, 20:00 | Ticket
Do, 8.6.2023, 09:00 | Ticket
Fr, 9.6.2023, 20:00 | Ticketund weitere Termine
Die Choreografin Doris Uhlich glaubt an die emanzipatorische Kraft tanzender Körper. In melancholic ground untersucht sie den Spielplatz als Ort der Normierung – und als Möglichkeitsraum des subtilen Widerstands. Auch in ihrer Tour durch die Ausstellung Nackte Meister, kuratiert von Georg Baselitz für das Kunsthistorische Museum Wien, befragt sie tradierte Körperbilder, indem sie ihren eigenen Körper in Bezug zu ausgewählten Werken der Kunstgeschichte setzt.
Sprache Deutsch
ANMELDUNG
ab 24. April.
Begrenzte Teilnehmer:innenzahl
Seit 2019 teilt der belgische Bühnenbildner und Theatermacher Jozef Wouters seine Werkstatt Decoratelier in Brüssel mit Barry Ahmad Talib, einem Künstler aus Conakry in Guinea. Beide leiden an Schlaflosigkeit und teilen eine Faszination für die Dunkelheit als Schutzraum der unbegrenzten Möglichkeiten. In ihren ruhelosen Nächten führen sie Gespräche, die weit über das Mittel der Sprache hinausreichen. Jede Nacht treffen sie sich im Decoratelier, um eine Welt aus Licht und Geräusch, Energie und Zeit zu formen. Eine Komplizenschaft aus Techniker:innen, Musiker:innen, Performer:innen und Dichter:innen unterstützt sie dabei. Gemeinsam arbeiten sie im Schattenatelier, wo die Kreissäge stumm bleibt und das nächtliche, leise Bauen von gedämpften Stimmen begleitet wird. Diese Welt bringen Wouters und sein Team auf die Bühne und so nahe wie möglich an das Publikum heran: Mit seiner Drehbühne erinnert ihr Bühnenraum an ein Planetarium. Barry Ahmad Talib, gleichzeitig Protagonist und Bühnenbild-Maschinist, entwirft ein Theatererlebnis, das die Zentralperspektive durch eine Vielzahl an Blickrichtungen ersetzt.
Text, Regie, Bühne: Jozef Wouters
Künstlerische Mitarbeit: Michiel Soete, Barry Ahmad Talib
Mit Barry Ahmad Talib, Maya Dhondt, Micha Goldberg, Naomi Lilith Quashi, Kamal Tall
Dramaturgie: Bryana Fritz
Licht: Michiel Soete
Technische Leitung: Menno Vandevelde
Bühnenbau: Decoratelier (Brüssel)
Ton: Wouter Clarysse
Lichttechnik: Sarah Feyen
Technischer Support: Tom De Langhe
Inside eyes: Enzo Smits, Lila John
Produktionsleitung: Vincent Focquet, Michiel Soete, Marie Umuhoza
Hospitanz: Chloe Tempel, Freek Willems, Sophia Bax
Preis 25 Euro
Sprache Englisch und Französisch mit deutschen Übertiteln
Dauer ca. 75 Min
Publikumsgespräch:
9. Juni, im Anschluss an die Vorstellung
Der Theaterregisseur Mikheil Charkviani, der 2016 das Kunstzentrum Open Space in Tiflis mitgründete, hat in Georgien bis heute 100 Interviews geführt. Die behutsam verdichteten Texte zeugen von den weitreichenden Konsequenzen, die ein Krieg erzwingt. Und stellen den einzelnen Menschen, der nach Worten der Mitteilung sucht, ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Auf Einladung der Festwochen transferiert Charkviani seine dokumentarische Praxis nach Wien, ins Herz eines an Frieden gewöhnten Europas, und erweitert die Sammlung um insgesamt 15 neue Zeugnisse. An den drei Abenden betreten nacheinander je fünf verschiedene Personen die Bühne und erzählen davon, wie der Krieg ihr Leben, ihre Flucht nach Österreich, aber auch ihre Arbeit oder ihren Familienurlaub bestimmt. Ein nachdenklicher Abend, der sich den Kriegswunden, die mitten im Frieden bestehen, widmet. Und für selbstverständlich genommene Sicherheiten brüchig werden lässt.
Regie: Mikheil Charkviani
With music by Erekle Getsadze
Mit 15 in Wien lebenden Menschen
Dramaturgie: Laura Andreß
Assistenz: Ana Gurgenidze, Anna Jibladze
Preis 25 Euro
Sprache Deutsch
Publikumsgespräch:
10. Juni, im Anschluss an die Vorstellung
Termine
Fr, 9.6.2023, 20:00 | Ticket
Sa, 10.6.2023, 20:00 | Ticket
So, 11.6.2023, 20:00 | Ticket
Musikalische Offenheit und Ambition prägen die wöchentlich stattfindenden Festwochen Konzerte in der Wiener Jazz-Institution Porgy & Bess. Eine große Bandbreite an Musiker:innen bespielen die Bühne mit neuen Interpretationen von Jazz, mit modernem R&B und zeitgenössischer Elektronik. Einer der Höhepunkte ist der Auftritt des experimentellen New Yorker R&B-Sängers serpentwithfeet, der in seinen bewegenden Songs Themen wie queere Schwarze Liebe, Gemeinschaft und Zärtlichkeit behandelt. Produzentin Beatrice Dillon bestreitet ihren Konzertabend mit Tabla-Spieler und Komponist Kuljit Bhamra. Beide haben schon auf Dillons LP Workaround (Release des Jahres der Musikzeitschrift The Wire) erfolgreich zusammengearbeitet. Neue Kollaborationen entstehen, wenn Dai Fujikura – auch mit dem Festwochen Auftragswerk Verwandlung eines Wohnzimmers in Wien zu Gast – mit Jan Bang, Eivind Aarset und Franz Hautzinger eine breit gefasste Idee von Jazz auf die Bühne bringt. Im Anschluss an die Konzerte wird das Porgy & Bess mit einem DJ-Line-up bei freiem Eintritt zum freitäglichen Treffpunkt für alle.
Bei ihrem ersten Auftritt in Wien trifft die elektronische Musikerin Beatrice Dillon auf den Komponisten und Tabla-Spieler Kuljit Bhamra. Schon ihre Zusammenarbeit auf der LP Workaround wurde von der Kritik als eines der innovativsten elektronischen Musikalben der letzten Jahre gefeiert. In einem eklektischen Mix verschiedener Genres vereint das Konzert die musikalischen Welten der beiden Protagonist:innen. Vertrackte Beats und abstrakte Klanglandschaften werden von komplexen Tabla-Rhythmen überlagert und verschmelzen zu einer dynamischen Fusion aus elektronischer und klassischer indischer Musik. Ein Zeugnis für die Schönheit musikalischer Vielfalt.
Julien Gosselin / Si vous pouviez lécher mon coeur, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Das künstlerische und intellektuelle Brodeln im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts bildet in Extinction den Ausgangspunkt für das buchstäbliche Umsetzen der „fröhlichen Apokalypse“, wie Hermann Broch die Zeit der europäischen Unbekümmertheit vor dem Krieg bezeichnete. Und in der Tat ist es die Apokalypse, die radikale Vernichtung der westlichen Kunst und Zivilisation, die Julien Gosselin hier imaginiert. Der französische Regisseur, bekannt für bildstarke Adaptionen großer Romanstoffe (Houellebecqs Elementarteilchen und Roberto Bolaños 2666), zeigt mit dieser Volksbühnen-Kooperation erstmals eine Arbeit in Wien. Ausgehend von Arthur Schnitzlers Theaterstücken und Novellen konfrontiert Extinction die Noblesse der Wiener Elite, ihr Streben nach Schönheit und Ideal mit der blanken Brutalität von Trieb und Tod. In einer Mischung aus Konzert, Live-Video und radikalem Sprechtheater durchleuchtet das Stück Nihilismus und Zerstörung und sucht darin nach den Spuren einer verschütteten Revolte und der Möglichkeit, das Projekt der Moderne neu zu erfinden.
Adaption, Regie: Julien Gosselin
Mit Guillaume Bachelé, Joseph Drouet, Denis Eyriey, Carine Goron, Rosa Lembeck, Victoria Quesnel, Marie Rosa Tietjen, Maxence Vandevelde
Bühne: Lisetta Buccellato
Dramaturgie: Eddy d’Aranjo, Johanna Höhmann
Musik: Guillaume Bachelé, Maxence Vandevelde
Licht: Nicolas Joubert
Video: Jérémie Bernaert, Pierre Martin Oriol
Sounddesign: Julien Feryn
Kostüme: Caroline Tavernier
Requisite: Guillaume Lepert
Inspizienz: Simon Haratyk, Guillaume Lepert
Management, Produktionsleitung, Diffusion: Eugénie Tesson
Tour Management: Marion Le Strat
Administration: Olivier Poujol
Technische Leitung: Nicolas Ahssaine
Bühnenbau: Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Ateliers Devineau
Preis 10 / 15 / 25 / 35 / 45 Euro
Sprache Französisch und Deutsch mit deutschen und französischen Übertiteln
Publikumsgespräch:
13. Juni, im Anschluss an die Vorstellung